Der ETF Boom ist kaum aufzuhalten – seit Corona sowieso nicht. Gleichzeitig rückt nachhaltiges und verantwortungsvolles Investieren immer mehr in den Vordergrund. Passen ETFs und nachhaltiges Investieren zusammen und wie nachhaltig sind nachhaltige ETFs tatsächlich?
Dieser Frage gehen wir hier mal näher nach und sehen uns an, welche Möglichkeiten es beim nachhaltigen Investieren mit ETFs gibt.
Wenn du dich gerade fragst, was ETFs überhaupt sind…
Erinnern wir uns mal an früher: du hast sicher auch in deiner Kindheit verschiedene Kräutersorten angepflanzt. Hierfür hast du ganz viele Samen in die Erde gedrückt und gespannt darauf gewartet, dass sich etwas tut. Selbst wenn nicht alle aufgegangen sind, war das nicht schlimm, denn du hattest genug andere Kräuter zu ernten.
So ähnlich kannst du dir auch ETFs vorstellen. Du investierst nicht nur in ein Unternehmen, sondern gleich in eine Vielzahl. Es macht dir also nichts aus, wenn sich ein Unternehmen nicht so gut entwickelt, also ein Samen nicht keimt. Denn du profitierst von den anderen Unternehmen, die sich gut entwickeln. Ein ETF schnürt also ein Paket aus vielen Unternehmen für dich. Du kannst mit einem Investment in ein Produkt automatisch in bis zu 2.000 Unternehmen investieren. Mit einer einzigen Investition bist du also schon in einer Vielzahl von Ländern und Branchen investiert.
Möglich ist das durch sogenannte Indexfonds, die direkt an der Börse gehandelt werden. Diese sind in den letzten Jahren so beliebt geworden, weil du damit kostengünstig und weltweit gestreut investieren kannst. Sie eignen sich also perfekt für den Einstieg zum Investieren.
Wie geht das denn jetzt nachhaltig?
Nachhaltig Investieren mit ETFs – ein Überblick
- Wie kann ich mit ETFs nachhaltig und verantwortungsvoll investieren?
- Vorteile vom nachhaltigen Investieren mit ETFs
- Kritik an nachhaltigen ETFs
- Nachhaltige ETFs: Worauf muss ich achten?
Wie kann ich mit ETFs nachhaltig und verantwortungsvoll investieren?
Um mit ETFs nachhaltig investieren zu können, gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Strategien. Hierbei ist es wichtig, dass du definierst, was nachhaltig Investieren für dich individuell überhaupt bedeutet.
Gerade bei nachhaltigen ETFs zeigt sich nämlich immer öfter, dass Versprechen verkauft werden, die gar nicht nachhaltig sind. Oder zumindest auf den ersten Blick vielleicht nicht zu deiner Vorstellung von „nachhaltig“ passen. Daher gibt es vermehrt die Vorwürfe des Greenwashings, wo es darum geht, dass ETFs als grün verkauft werden, obwohl sie es gar nicht sind.
Bezeichnungen im ETF-Namen wie ESG, Low-Carbon oder Net Zero machen den Anschein, dass es sich um nachhaltige ETFs handelt. Doch wenn du dann ein genaueres Auge darauf wirfst, stellt sich heraus, dass es sich oft eher um Werbeversprechen handelt als um ein wirklich ernsthaft grünes und nachhaltiges Investment.
Dennoch können nachhaltige ETFs ein idealer Einstieg in die Welt des nachhaltigen Investierens darstellen. Du kannst dir mit ETFs ein solides Portfolio aufbauen und dein Risiko damit weit streuen. Es gibt schon eine Bandbreite an unterschiedlichen nachhaltigen Indizes. Einerseits klassische nachhaltige Welt-Indizes (wie z.B. MSCI World SRI, FTSE ESG Low Carbon, etc.), aber auch welche, die sich auf spezielle nachhaltige Themen fokussieren.
Bei Klimawandel-Indizes steht z.B. die Reduktion von Treibhausgasen im Fokus. Andere nachhaltige Zukunftsthemen beschäftigen sich mit erneuerbaren Energien, Wasser, Zukunft unserer Ernährung, Kreislaufwirtschaft & Co.
Aber warum solltest du denn überhaupt in nachhaltige ETFs investieren…
Vorteile vom nachhaltigen Investieren mit ETFs
ETFs sind eine super Möglichkeit dir ein langfristiges Portfolio kostengünstig aufzubauen. Nachhaltige ETFs ermöglichen dir nicht nur weiterhin ein breite Risikostreuung im Vergleich zu Einzeltiteln, sondern sie orientieren sich auch an verschiedenen ökologisch und sozial ausgerichteten Indizes.
Auch wenn bei nachhaltigen ETFs ein Teil der Unternehmen ausgeschlossen wird, profitierst du dennoch von einer hohen Risikostreuung. Es sind zwar weniger als bei einem herkömmlichen ETF, aber dafür werden jene Unternehmen ausgeschlossen, die nicht den jeweiligen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen.
Der wohl größte Vorteil von ETFs und damit auch von nachhaltigen ETFs sind die geringen Kosten. Ein nachhaltiger ETF ist deutlich günstiger als z.B. ein aktiv gemanagter nachhaltiger Fonds.
Kritik an nachhaltigen ETFs
Allerdings werden die Zweifel daran, dass man mit ETFs ehrlich nachhaltig Investieren kann in vielen Bereichen immer lauter. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe.
Die wohl größte Kritik ist auf die fehlenden Richtlinien bei nachhaltigen ETFs zurückzuführen. Denn es gibt keine einheitlichen Kriterien oder Regeln welche ETFs auch wirklich als nachhaltig bezeichnet werden dürfen. Das bedeutet für dich also, dass du ein genaues Auge auf die enthaltenen Unternehmen werfen musst.
Kritisiert werden auch oft der Best-in-Class-Ansatz und die wagen Ausschlusskriterien bei nachhaltigen ETFs. Durch diese Auswahlverfahren können Unternehmen aus den unterschiedlichsten Gründen in einem nachhaltigen ETF aufgenommen werden. Deshalb müssen diese Unternehmen allerdings nicht unbedingt als nachhaltig gelten.
Darüber hinaus sind ETFs passive Finanzprodukte. Was positiv für die geringen Kosten ist, aber auch bedeutet, dass die Auswahl der Unternehmen automatisiert ist. Das bedeutet, es wird lediglich ein bestimmter Index abgebildet, ohne dass ein Fondsmanagement ein genaueres Auge darauf wirft. Im Vergleich dazu kann das Fondsmanagement bei einem aktiv gemanagtem Fonds mehr Einfluss auf das Unternehmen ausüben.
Nachhaltige ETFs: Worauf muss ich achten?
Wenn du mit ETFs nachhaltig Investieren möchtest, dann kannst du dich an den Kürzel „ESG“, „ESG Leaders“, „SRI“, „Low Carbon Select“, Climate Paris Aligned“, etc. orientieren. Diese Kürzel sind ein Anzeichen dafür, dass die ETFs – eigenen Angaben zufolge – als nachhaltig gelten.
ESG steht für Environmental, Social & Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. SRI ist die Abkürzung für Socially Responsible Investing – sozial verantwortliches Investieren.
Mein Tipp an dieser Stelle: Nachhaltige ETFs mit dem Kürzel SRI sind in den meisten Fällen strenger als welche mit dem Zusatz ESG. Wenn du herausfinden möchtest, was die Unterschiede zwischen ESG & SRI sind, sieh dir gerne den Blogbeitrag dazu an.
Neben diesen Kürzeln solltest du auch einen Blick auf die jeweilige Anlagestrategie des ETFs werfen. Denn häufig wird an nachhaltigen ETFs kritisiert, dass die Ausschlusskriterien nicht streng genug sind oder der Best-in-Class Ansatz beispielsweise erlaubt, auch Mineralölproduzenten oder Atomkraftproduzenten in den ETF mit aufzunehmen.
Bei dem Best-in-Class-Ansatz werden die Unternehmen ausgewählt, die als „die Besten“ einer bestimmten Branche gelten. Branchen, die als nicht nachhaltig gelten, werden dabei allerdings nicht automatisch ausgeschlossen.
Bei der Beurteilung eines nachhaltigen ETFs kann es auch helfen, einen Blick auf die Top 10 Unternehmen zu werfen. Dann kannst du für dich entscheiden, ob diese zu deinen Vorstellungen von Nachhaltigkeit passen oder eben nicht.
Beim nachhaltigen Investieren mit ETFs, solltest du auf diese Aspekte achten. Jeder Index und damit auch jeder ETF kann einen anderen Fokus haben bzw. eine unterschiedliche Strategie anwenden. Der gewählte nachhaltige ETF sollte zu deiner eigenen Definition und Ausprägung von Nachhaltigkeit passen.
Nachhaltig Investieren mit ETFs – Recap in a Heartbeat
Wichtig ist, dass du bei nachhaltigen ETFs ein genaues Auge auf den jeweiligen Index und auch den ETF wirfst. Denn hier muss nicht immer das drinstecken, was offiziell versprochen wird. Die Nachfrage und auch das Angebot an nachhaltigen ETFs werdem immer größer und diese Bewegung ist grundsätzlich auch zu begrüßen. Allerdings sollte dir klar sein, dass bei vielen ETF-Angeboten Greenwashing betrieben wird und keine strengen Anforderungen an den Tag gelegt werden. Wenn du in einen möglichst strengen nachhaltigen ETF investieren möchtest, dann reduziert sich zwangsläufig auch die Zahl der Aktien und somit auch die Risikostreuung. Wenn dir das bewusst ist, dann kannst du jedenfalls mit ETFs auch ehrlich nachhaltig investieren.
