Nachhaltiges Investieren

Nachhaltige Anlagestrategie: Ausschlusskriterien & was man darunter versteht

Die nachhaltige Anlagestrategie Ausschlusskriterien wird am häufigsten eingesetzt und bestimmt welche Unternehmen in ein Portfolio dürfen oder eben nicht.

Die wohl am häufigsten eingesetzte Anlagestrategie, wenn es um nachhaltiges Investieren geht, sind die Ausschlusskriterien. Teilweise wird auch der Begriff Negativkriterien verwendet. Bei dieser Anlagestrategie wird bestimmt, wer ins Portfolio darf und welche Unternehmen aufgrund ihrer Branche oder anderer Kriterien nicht ins Portfolio dürfen – also ausgeschlossen werden. Der Name an sich, fasst es eigentlich schon ganz gut zusammen: „Welche Kriterien bzw. Aspekte führen in einem nachhaltigen Portfolio zu einem Ausschluss?“. 

Überblick:

  • Welche Kriterien führen zu einem Ausschluss?
  • Wie wendet man Ausschlusskriterien in der Praxis an? 
  • Wie oft kommen Ausschlusskriterien zum Einsatz? 
  • Nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten werden ausgeschlossen 
  • Recap in a heartbeat

Aber bevor wir uns die Kriterien genauer ansehen, gehen wir der Frage nach: Warum überhaupt eine nachhaltige Anlagestrategie? 

Unser Geld hat eine enorme Wirkung und daher können wir mit unseren Investments auch entscheiden, welche Unternehmen wir unterstützen möchten und welche nicht. Dafür kommen beim nachhaltigen Investieren bestimmte nachhaltige Anlagestrategien zum Einsatz. Welche es neben den Ausschlusskriterien noch gibt, kannst du hier nachlesen: „Die richtigen Strategien fürs nachhaltige investieren – ein Überblick“

So aber jetzt zu den Ausschlusskriterien…

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, warum man Ausschlusskriterien anwenden sollte. Zum einen kann es sein, dass Unternehmen ausgeschlossen werden, weil sie nicht (mehr) zu den Zielen und Werten des Anlegers oder der Anlegerin passen. Andererseits kann es aber auch am Risiko eines Reputation- & oder Imageschadens liegen oder aber gewisse Unternehmen stellen grundsätzlich ein zu großes Risiko für die Performance des Finanzproduktes dar. 

Welche Kriterien führen zu einem Ausschluss? 

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen veröffentlicht jährlich einen Marktbericht zu den angewendeten Strategien im DACH-Raum. Bei einem Blick auf den aktuellen FNG-Bericht 2021 (Forum Nachhaltige Geldanlagen), findet man dort die Top 10 der Ausschlusskriterien in Deutschland aufgelistet. Dazu zählen beispielsweise Menschenrechtsverletzungen, Korruption & Bestechung, Kohle, Arbeitsrechtsverletzungen, Tabak, Umweltzerstörung, Pornografie, Waffen & Rüstung, Kernenergie oder Glücksspiel. 

Grundsätzlich kann aber jedes mögliche Kriterium zu einem Ausschluss führen. Das ist abhängig von dem jeweiligen Finanzprodukt und welche Strategie verfolgt wird. In den meisten Fällen wird auch nicht nur ein Kriterium gewählt, sondern es kommt eine Kombination vieler Ausschlusskriterien zum Einsatz. 

Wie wendet man Ausschlusskriterien in der Praxis an? 

Nicht nur die Wahl der jeweiligen Ausschlusskriterien ist wichtig, sondern vor allem auch wie genau in der Praxis dann darauf geachtet wird und wie streng die Kriterien angewendet werden. Denn hier gibt es auch unterschiedliche Aspekte zu beachten und zu entscheiden. 

Einerseits kann man im ersten Schritt folgende Bereiche unterscheiden:

Produkt-Ebene

Herstellung von Rüstungswaffen, Tabak, Alkohol, Atomenergie, etc.

Tätigkeits-Ebene

Einsatz von Kohleförderung, Erdölförderung, etc. 

Normen 

Einhaltung gesetzlicher Normen wie internationale Verträge, Embargos, Sanktionen, etc. 

Verhalten

Verletzung von Menschenrechten, Vorfälle von Korruption, etc. 

Nun gilt es zu definieren, ab wann ein Ausschlusskriterium zum Einsatz kommt. Das kann unterschiedliche Ausprägungen haben, wie z.B. in Form von Umsatzgrenzen, Bedeutung in der Wertschöpfungskette oder Erweiterung auf Zulieferer

Wie viel verdient das Unternehmen mit der umstrittenen Branche? (Stichwort Umsatzgrenzen)

In der Praxis werden oft Umsatzgrenzen für Ausschlusskriterien definiert. Das heißt hier wird festgelegt, ob das Unternehmen grundsätzlich ausgeschlossen wird, sobald es in irgendeiner Art und Weise etwas mit z.B. Kohleabbau verdient, oder nur wenn es einen gewissen Anteil ihres Umsatzes damit erwirtschaftet. Das ist abhängig davon, wie tolerant man bei der Auswahl sein möchte. 

Je nachdem um welche Branche es geht, sind unterschiedliche Schwellen (Umsatzgrenzen) üblich. Bei Tabakprodukten werden z.B. Umsatzgrenzen von 5 oder 10 % verwendet, im Vergleich dazu sind bei fossilen Energieträgern Umsatzgrenzen von 0,5 oder 1 % am globalen Gesamtumsatz weit verbreitet. 

Da es hier unterschiedliche Auffassungen geben kann, ist so wie immer wieder ein genaues Auge wichtig. 

Bedeutung im gesamten Produktlebenszyklus (Stichwort Wertschöpfungskette)

Neben den Umsatzgrenzen macht es auch einen Unterschied, ob ich nur den Hersteller eines umstrittenen Produkts ausschließe, oder auch diejenigen, die mit dem Produkt später dann handeln. 

Du kannst dir das vereinfacht so vorstellen, als würden wir der Frage nachgehen: Wo kommen denn deine Produkte her, mit denen du handelst? Nur weil das Unternehmen selbst nur die Emissionen des Transports hat, handelt es dennoch mit einem umweltschädlichen Produkt. 

Schauen wir uns dazu als Beispiel die Modeindustrie an, denn diese gilt immerhin laut UN als zweitgrößter Umweltverschmutzer der Welt. Beim Transport und Vertrieb des fertigen Kleidungsstücks fallen sehr viele Emissionen an und das ist natürlich auch ein Problem. Aber das viel größere Problem sind die riesigen Mengen an Chemikalien beim Färben und die enorm hohe Wasserverschwendung bei der Produktion von Kleidung. Je nachdem welcher Abschnitt der Wertschöpfungskette betrachtet wird und wie streng die Auswahl ist, entscheidet man sich, ob das Unternehmen, welches mit der Ware schließlich handelt auch ausgeschlossen werden soll oder nicht. 

Gesamte Wertschöpfungskette mit Zulieferern betrachten

Das führt uns auch schon dazu, dass wirklich die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden sollte. Das heißt also nicht nur der Hersteller und die Händler, sondern vor allem auch die Zulieferer für die Produktion. 

Bleiben wir beim Beispiel der Modeindustrie: Woher kommt der Stoff für die Produktion von Kleidung? Wie sieht es dort mit den Arbeitsschutz- & Menschenrechtsverletzungen aus? Dieser Aspekt ist besonders wichtig, wenn es um Zulieferbetriebe in Schwellen- und Entwicklungsländern geht. 

Jetzt kennen wir die unterschiedlichen Anwendungsbereiche von Ausschlusskriterien, bleibt aber noch die Frage wie häufig sie aktuell eingesetzt werden beim nachhaltigen Investieren.  

Wie oft kommen Ausschlusskriterien zum Einsatz? 

Laut FNG-Bericht 2021 nutzen in Deutschland 92 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate eine Kombination aus Ausschlusskriterien und normbasiertem Screening. In Österreich sind es sogar 98 Prozent der Gesamtvolumen aller nachhaltigen Fonds und Mandate, wo Ausschlussstrategien angewendet werden. 

Bleibt spannend, ob diese Entwicklung in Zukunft weiterhin noch so stark wächst. 

Nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten werden ausgeschlossen 

Je nachdem um welches Finanzprodukt es sich handelt, können nicht nur Unternehmen, sondern beispielsweise auch Staaten ausgeschlossen werden. Das kann bei Investments in Staatsanleihen der Fall sein. Fällt ein Staat besonders unangenehm auf, weil es Korruptionsvorfälle gibt oder gegen Bürger- & Menschenrechte verstoßen wird, dann kann es in diesen Fällen auch zu einem Ausschluss kommen.  

Ausschlusskriterien: Recap in a heartbeat 

Die Anlagestrategie der Ausschlusskriterien ist jedenfalls eine der am häufigsten eingesetzten Methoden. Es geht darum, welche Unternehmen aufgrund ihrer Branche oder anderer Kriterien ins Portfolio dürfen oder eben nicht. Es gibt dafür in der Praxis unterschiedliche Möglichkeiten in der Anwendung, wie z.B. die Definition von bestimmten Umsatzgrenzen oder die ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette vom Zulieferer der Rohstoffe bis zum Händler des Endprodukts. 

FAQ

Was meint man mit Ausschlusskriterien?
Was bedeutet Negativkriterien?
Was sind Beispiele für Ausschlusskriterien?

Autorenbox

Lisa hat vor beatvest in einer Privatbank gearbeitet, wo sie das Vermögen von ultra-high-net-worth Individuals betreut hat. Sie kennt sich mit jeder Anlageklasse aus und hat für jede Frage zum Thema Investieren eine Antwort parat. Lisa steht bei beatvest auch jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung. Du kannst sie unter lisa@beatvest.com erreichen.

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