Basic Wissen

Riester-Rente: Vor- und Nachteile vom Altersvorsorgemodell

Die Riester-Rente bietet Zulagen und Steuervergünstigungen für private Altersvorsorge. Sie hat jedoch hohe Kosten und begrenzte Renditen. Alternativen wie ETFs könnten flexibler und rentabler sein

Lerne investieren: designed für Anfänger:innen

Die weltbeste Methode, um Investieren zu lernen. Mit 3-minütigen Lernmodulen und exklusivem Expertenwissen. Es war noch nie so einfach.

Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte private Altersvorsorge, die vor allem die Lücke zwischen der gesetzlichen Rente und den tatsächlichen Bedürfnissen im Alter schließen soll. Trotz ihrer Vorteile wird sie häufig wegen hoher Kosten und geringer Rendite kritisiert.

In diesem Artikel zeigen wir die Vor- und Nachteile der Riester-Rente und wer von ihr profitieren kann.

Vorteile der Riester-Rente

Die Riester-Rente hat sich in Deutschland als eine wichtige Säule der privaten Altersvorsorge etabliert.

Sie wurde speziell entwickelt, um die sinkenden Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung auszugleichen und bietet eine Reihe von Vorteilen, die sie besonders attraktiv für Sparer machen.

Staatliche Förderung durch Zulagen

Ein entscheidender Vorteil der Riester-Rente ist die staatliche Förderung, die die Rentenansparung deutlich begünstigt. Dazu gehören vor allem die Grundzulage und die Kinderzulage, die die Rendite der Altersvorsorge verbessern können.

  • Grundzulage: Jeder förderberechtigte Riester-Sparer erhält jährlich eine Grundzulage von 175 Euro.
  • Kinderzulage: Für Kinder, die vor 2008 geboren wurden, gibt es eine Zulage von 185 Euro pro Jahr. Für Kinder, die ab 2008 geboren wurden, erhöht sich die Zulage auf 300 Euro pro Jahr und Kind. Diese Zulagen werden so lange gewährt, wie der Sparer Kindergeld für das jeweilige Kind bezieht.

Berufseinsteigerbonus:
Ein zusätzliches Incentive für junge Menschen, die früh mit der Altersvorsorge beginnen, ist der Berufseinsteigerbonus. Wer seinen ersten Riester-Vertrag vor dem 25. Lebensjahr abschließt, erhält einmalig 200 Euro als Bonus.

Steuerliche Vorteile

Neben der direkten Förderung durch Zulagen bietet die Riester-Rente erhebliche steuerliche Vorteile, die je nach persönlicher Situation die Attraktivität der Vorsorgeform noch steigern können.

  • Steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge: Die Beiträge zur Riester-Rente können als Sonderausgaben steuerlich geltend gemacht werden. Bis zu 2.100 Euro pro Jahr können steuerlich abgesetzt werden. Für Ehepaare erhöht sich dieser Betrag auf 4.200 Euro jährlich.
  • Günstigerprüfung: Das Finanzamt führt automatisch eine sogenannte Günstigerprüfung durch, bei der geprüft wird, ob die erhaltenen Zulagen oder der Steuervorteil durch den Sonderausgabenabzug vorteilhafter sind. Wenn der Steuervorteil höher ist, wird die Differenz als zusätzliche Steuererstattung ausgezahlt.

Nachgelagerte Besteuerung

Die Riester-Rente unterliegt dem Prinzip der nachgelagerten Besteuerung, was bedeutet, dass die Beiträge in der Ansparphase steuerlich gefördert werden, während die Auszahlungen in der Rentenphase versteuert werden. Im Ruhestand liegt der Steuersatz in der Regel unter dem während der Erwerbsphase, was zu einer geringeren Steuerbelastung führt.

Beitragsgarantie und lebenslange Rentenzahlung

Ein weiterer Vorteil der Riester-Rente ist ihr hohes Maß an Sicherheit. Sie bietet sowohl eine Beitragsgarantie als auch eine lebenslange Rentenzahlung.

  • Beitragsgarantie: Anbieter müssen garantieren, dass zu Rentenbeginn mindestens die eingezahlten Beiträge plus die staatlichen Zulagen zur Verfügung stehen. Diese Garantie schützt vor Verlusten.
  • Lebenslange Rentenzahlung: Die Riester-Rente wird als lebenslange monatliche Rente ausgezahlt, was eine finanzielle Absicherung bis zum Lebensende gewährleistet.
  • Pfändungs- und Bürgergeldschutz: Das Guthaben in einem Riester-Vertrag ist bei Insolvenz des Sparers nicht pfändbar, solange es innerhalb des Höchstbetrags bleibt. Zudem wird die Riester-Rente nicht auf Bürgergeld und andere Sozialleistungen angerechnet.

Flexibilität bei der Auszahlung

Die Riester-Rente bietet verschiedene Auszahlungsoptionen, die den individuellen Bedürfnissen der Versicherten gerecht werden:

  • Monatliche Rente: Dies ist die klassische Form der Auszahlung, bei der eine monatliche lebenslange Rentenzahlung erfolgt.
  • Teilkapitalauszahlung: Bis zu 30 % des angesparten Guthabens können als Einmalzahlung ausgezahlt werden, der Rest fließt weiterhin als monatliche Rente.
  • Komplette Einmalauszahlung: Bei geringen Rentenbeträgen kann das gesamte Guthaben auf einmal ausgezahlt werden.
  • Flexibler Rentenbeginn: Die Auszahlung kann frühestens ab dem 62. Lebensjahr beginnen (bei Verträgen, die vor dem 31. Dezember 2011 abgeschlossen wurden, bereits ab dem 60. Lebensjahr).

Wohn-Riester (Eigenheimrente)

Ein besonderes Highlight der Riester-Rente ist der Wohn-Riester, bei dem die staatliche Förderung für den Erwerb oder Bau von Wohneigentum genutzt werden kann.

  • Verwendungsmöglichkeiten: Das Riester-Kapital kann für den Kauf oder Bau einer selbstgenutzten Immobilie, die Tilgung eines bestehenden Immobilienkredits oder den altersgerechten Umbau verwendet werden. Ab 2024 sind auch energetische Sanierungen von selbst genutztem Wohnraum förderfähig.
  • Vorteile des Wohn-Riesters: Der größte Vorteil des Wohn-Riesters ist das mietfreie Wohnen im Alter. Es werden keine monatlichen Renten ausgezahlt, die besteuert werden müssen, was die Steuerlast reduziert.

Vorteile für verschiedene Personengruppen

Die Riester-Rente bietet besonders für bestimmte Personengruppen viele Vorteile:

  • Familien und Alleinerziehende: Dank der hohen Kinderzulagen wächst das Vorsorgekapital besonders schnell.
  • Berufseinsteiger und Geringverdiener: Junge Menschen erhalten einen Berufseinsteigerbonus und profitieren besonders von den Zulagen, die ihre Rendite erhöhen.
  • Beamte und Selbständige: Diese Berufsgruppen können von der Riester-Rente profitieren, um Versorgungslücken zu schließen und von Steuervorteilen zu profitieren.

Die Riester-Rente bietet eine attraktive Möglichkeit der privaten Altersvorsorge, die insbesondere durch staatliche Zulagen, Steuervergünstigungen und Sicherheitsgarantien besticht. Sie ist besonders vorteilhaft für Familien, Berufseinsteiger und Menschen mit niedrigem Einkommen, bietet aber auch für Selbstständige und Beamte eine wertvolle Ergänzung der Altersvorsorge.

Nachteile der Riester-Rente

Die Riester-Rente wurde 2002 eingeführt, um die sinkenden Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung auszugleichen.

Trotz der staatlichen Förderung steht das Modell jedoch zunehmend in der Kritik.

Hohe Kostenstruktur und Gebührenbelastung

Ein zentraler Kritikpunkt an der Riester-Rente ist die hohe Kostenstruktur, die die Rendite erheblich schmälern kann. Studien der Finanzwende zeigen, dass durchschnittlich 24 % der eingezahlten Beiträge für Verwaltungs- und Vertriebskosten aufgewendet werden. Dies führt zu einer erheblichen Belastung der Sparer, die sich in verschiedenen Bereichen wie folgt aufschlüsselt:

  • Abschlusskosten: Bei Versicherungsprodukten werden häufig 3-6 % der Beitragssumme als einmalige Provision an Vermittler gezahlt.
  • Laufende Verwaltungsgebühren: Jährliche Kosten von 1-2 % des Vertragswerts für Fondmanagement und Policenverwaltung.
  • Versteckte Zusatzkosten: Der Bundesgerichtshof verurteilte 2023 intransparente Klauseln zur Nachbelastung von bis zu 750 € bei Rentenkonvertierung.

Die Gebührenstruktur führt zu einem Renditeverlust von bis zu 30-40 % über typische Laufzeiten von 35 Jahren. Besonders kritisch ist die Zillmerung, bei der Abschlusskosten in den ersten Vertragsjahren die Auszahlung unter die Höhe der eingezahlten Beiträge drücken können.

Begrenzte Renditechancen trotz staatlicher Förderung

Obwohl die Riester-Rente mit einer Grundzulage von 175 € und Kinderzulagen von bis zu 300 € pro Jahr gefördert wird, bleibt die Gesamtrendite unbefriedigend. Die gesetzliche Beitragsgarantie zwingt Anbieter, einen Großteil des Kapitals in sichere, niedrigverzinsliche Anleihen zu investieren. Selbst fondsgebundene Verträge erzielen nach Abzug der Kosten nur geringe Bruttorenditen von 1,5-2,5 % jährlich. Dies führt zu unzureichenden Kapitalverzinsungen, die oft unter der Inflationsrate liegen.

Ein 30-jähriger Sparer mit 175 € Monatsbeitrag würde bei einer Rendite von 2 % nach 35 Jahren ein Kapital von ca. 98.000 € erreichen, was eine monatliche Nettorente von nur etwa 410 € nach Steuern ergibt. Diese Zahlen zeigen, dass die Riester-Rente im Hinblick auf die Altersvorsorge kaum die erwarteten Renditen liefert.

Nachgelagerte Besteuerung und Sozialleistungsanrechnung

Das Steuerkonzept der Riester-Rente birgt langfristige Risiken. Zwar sind die Beiträge als Sonderausgaben absetzbar, jedoch unterliegen die Auszahlungen der vollen Einkommensteuer. Die steuerliche Belastung im Ruhestand könnte erheblich sein, insbesondere da viele Rentner einen Steuersatz von 15-25 % auf ihre Einnahmen zahlen.

Ein weiteres Problem betrifft die Grundsicherung: Für Empfänger von Grundsicherung wird ein Freibetrag von 202 € monatlich gewährt, allerdings werden 50 % der darüber liegenden Riester-Rente auf Sozialleistungen angerechnet. Dies kann vor allem für Geringverdiener die Effektivität der Riester-Rente stark einschränken.

Mangelnde Flexibilität und Zugriffsbeschränkungen

Ein weiteres Manko der Riester-Rente ist ihre geringe Flexibilität. Die vertraglichen Bedingungen schränken den Zugriff auf das angesparte Kapital erheblich ein:

  • Vorzeitige Kündigung: Bei einer vorzeitigen Kündigung werden alle erhaltenen Zulagen plus 6 % Verzugszinsen zurückgefordert.
  • Kapitalverfügung: Es können maximal 30 % des Guthabens als Einmalzahlung ausgezahlt werden, der Rest muss als lebenslange Rente bezogen werden.
  • Immobilienbindung beim Wohn-Riester: Wenn das Kapital im Rahmen des Wohn-Riesters verwendet wird, ist es zweckgebunden und muss bei einem Verkauf der Immobilie zurückgezahlt werden.

Diese Restriktionen passen nicht zu den flexiblen Bedürfnissen vieler junger Sparer, deren Erwerbsbiografie möglicherweise nicht stabil ist.

Komplexe Förderlogik und Zielgruppenproblematik

Die ursprüngliche Intention, Geringverdiener und Familien zu unterstützen, wird durch die derzeitige Förderpraxis konterkariert. Die 4%-Beitragsregel verlangt Mindesteinzahlungen von 4 % des Bruttoeinkommens, was für viele Geringverdiener, Alleinerziehende und Teilzeitkräfte eine Überforderung darstellt. Besonders problematisch ist auch die Tatsache, dass Besserverdiener überproportional profitieren, da sie durch den Steuerabzug in der Spitzenbelastungsphase eine implizite Subvention erhalten. Laut Studien fließen rund 65 % der Fördergelder an Haushalte mit über 50.000 € Bruttoeinkommen.

Erbrechtliche Nachteile und Generationenungerechtigkeit

Das Erbmodell der Riester-Rente hat ebenfalls seine Schwächen. Während Ehepartner als Erben bevorzugt werden, erhalten unverheiratete Versicherten nur die netto eingezahlten Beiträge abzüglich der staatlichen Zulagen. Das bedeutet, dass Erben im Falle eines unverheirateten Sparer nur einen Bruchteil des angesparten Kapitals erben, was zu einer ungleichen Verteilung führt.

Zusätzlich führt die demografische Entwicklung zu einer intergenerativen Ungleichheit: Jüngere Generationen müssen aufgrund der demografischen Verschiebung höhere Beiträge für niedrigere Leistungen aufbringen, während die Auszahlungsphase immer weiter nach hinten verschoben wird.

Reformbedarf und alternative Lösungsansätze

Angesichts dieser strukturellen Mängel fordern viele Verbände, darunter der GDV und das IVFP, grundlegende Reformen der Riester-Rente:

  • Abschaffung der Beitragsgarantie zugunsten renditeorientierter Anlagestrategien
  • Öffnung des Systems für Selbständige und nicht rentenversicherungspflichtige Gruppen
  • Vereinfachung des Zulagensystems durch pauschale Steuergutschriften
  • Transparenzoffensive bei den Kosten und Leistungsprognosen

Zusätzlich gewinnen alternative Modelle wie ETF-basierte Basisrenten oder betriebliche Vorsorgelösungen an Bedeutung, da sie eine deutlich höhere Renditeerwartung bieten.

Fazit zur Riester-Rente: Vorteile und Nachteile im Überblick

Die Riester-Rente bietet durch die staatliche Förderung und steuerliche Vorteile viele Anreize, besonders für Familien und Geringverdiener.

Sie ermöglicht eine planbare Altersvorsorge mit Garantien und sicheren Auszahlungsmodalitäten. Allerdings gibt es auch einige Nachteile, wie die hohen Kosten für Verwaltungsgebühren und die oft begrenzte Rendite. Besonders kritisch sind die nachgelagerte Besteuerung und die Anrechnung auf Sozialleistungen, die den Vorteil für Geringverdiener schmälern können. Zudem bleibt die Flexibilität eingeschränkt, besonders bei der Nutzung des Kapitals.

Insgesamt eignet sich die Riester-Rente für viele Sparer, die von der staatlichen Förderung profitieren wollen. Wer jedoch eine flexiblere und renditestärkere Lösung sucht, sollte Alternativen wie ETF-basierte Sparpläne oder private Rentenversicherungen in Betracht ziehen.

Inhalt
Inhaltsverzeichnis

Jetzt investieren lernen

Jetzt downloaden und mit 3-minütigen Lernmodulen, Expertenwissen und all-inclusive Investieren loslegen.

FAQ

Ist die Riester-Rente noch sinnvoll?
Wie funktioniert eine Riester-Rente?
Was sind die Nachteile der Riester-Rente?
Warum sich Riester nicht mehr lohnt?
Wie alt muss man werden, damit Riester sich lohnt?
Was ist das Problem an Riester?

Autorenbox

Sie ist Gründerin von beatvest. Als sie vor einigen Jahren zu Investieren begonnen hatte, fiel ihr persönlich das Problem der Finanzmärkte auf. Das Wissen ist wild verteilt und überwältigend. Man macht sich bei der Auswahl der richtigen Investmentprodukte sorgen und braucht lange bis man Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Doch so muss es nicht sein.

Ähnliche Beiträge

/* URL fixes */