Nachhaltiges Investieren

Strategie: Engagement-Ansatz – Jetzt kann ich als Investor:in mitreden, oder?

Der Engagement-Ansatz gehört zu den nachhaltigen Anlagestrategien. Hier gehen Investor*innen aktiv auf das Unternehmen zu und wollen etwas verändern.

Naja nicht so ganz. Aber klären wir vorher mal, was hinter dem Engagement-Ansatz überhaupt steckt. 

Beim Engagement-Ansatz geht es um ein aktives Zugehen der Investor*innen auf die Unternehmen, um dort nachhaltig für eine Bewusstseinsänderung zu sorgen. Oft wird diese Anlagestrategie mit der Stimmrechtsausübung in Verbindung gebracht. Dabei darfst du nämlich als Investor*in von deinen Aktionärsrechten Gebrauch machen und bei der jährlichen Hauptversammlung mit abstimmen.

Neben dem Engagement-Ansatz und der Stimmrechtsausübung gibt es natürlich noch weitere Anlagestrategien, die beim nachhaltigen Investieren zum Einsatz kommen: „Die richtigen Strategien fürs nachhaltige Investieren – ein Überblick“

Was dich erwartet:

  • Was steckt hinter dem Engagement-Ansatz?
  • Stimmrechtsausübung – hier darfst du auf der Hauptversammlung mitbestimmen 
  • Wirkung des Engagement-Ansatzes
  • Kritik am Engagement-Ansatz
  • Einsatz von Engagement-Ansatz & Stimmrechtsausübung im DACH-Raum
  • Engagement: Recap in a Heartbeat

Was steckt hinter dem Engagement-Ansatz? 

Der Engagement-Ansatz wird in der Praxis häufig von Großinvestor*innen angewendet. Hier geht es vor allem um einen langfristigen Dialog mit der Unternehmensführung – also dem Management, um deren Verhalten hinsichtlich ESG-Kriterien zu verbessern. Neben dem aktiven Dialog mit der Unternehmensführung kommt hier auch die Inanspruchnahme der Stimmrechte zum Einsatz. So wird durch unterschiedliche Maßnahmen versucht einen Einfluss auf die Entscheidungen eines Unternehmens zu haben. 

Aber zu der Frage vom Anfang, ob du als Investor*in jetzt mitreden kannst

Naja eigentlich nicht. Natürlich können wir als Privatinvestor*innen auch den Dialog zu den Unternehmen suchen und wenn wir eine Aktie besitzen, dann dürfen wir das auch – aber nur einmal im Jahr auf der Hauptversammlung. Bei der Hauptversammlung treffen sich alle Aktionär*innen einmal im Jahr und treffen dort wichtige Entscheidungen. An diesem einen Tag haben wir die Möglichkeit mitzureden. Da dürfen wir Fragen stellen und unsere Stimmrechte in Anspruch nehmen. Wie viel Wirkung das hat, ist wohl eher eine Frage wie laut du auf der Hauptversammlung bist und wie viele Anteile du am Unternehmen besitzt. Ist zwar schade, aber ich nehme an du und ich als Privatinvestor*innen werden da wohl nicht sehr viel Gewicht haben. ☹

Viel mehr Wirkung dagegen hat es, wenn Großinvestor*innen des Unternehmens ihre Stimme erheben. Zusätzlich dazu hat dieser nicht nur auf der Hauptversammlung einmal im Jahr Mitspracherecht, sondern steht auch während des Jahres mit der Unternehmensführung in engem Kontakt. Genau dort – also zwischen Investor*in und Management eines Unternehmens – findet der aktive Dialog statt. Mithilfe des Engagement-Ansatzes kann man hier einen erheblichen Einfluss ausüben. 

Jetzt wurde immer wieder mal diese Stimmrechtsausübung erwähnt. Schauen wir uns das kurz näher an… 

Stimmrechtsausübung – hier darfst du auf der Hauptversammlung mitbestimmen 

Bei der Stimmrechtsausübung darfst du als Investor*in von deinen Aktionärsrechten Gebrauch machen und bei der jährlichen Hauptversammlung mit abstimmen. 

Ok, zugegeben, deine einzelne Stimme wird in den meisten Fällen wahrscheinlich nur ein kleines Gewicht haben, aber dennoch kannst du von deinem Recht als Aktionär*in Gebrauch machen. Je mehr Aktien du hast, desto größer wird das Gewicht deiner Stimme. 

Wie funktioniert das Stimmrecht? 

Wenn du dein Recht als Aktionär*in wahrnehmen möchtest, musst du jedenfalls an der jährlichen Hauptversammlung teilnehmen. Das ist der einzige Tag im Jahr, an dem ALLE Aktionär*innen mitreden dürfen und daher auch bei Abstimmungen dabei sein dürfen. 

Solltest du nicht an der Hauptversammlung teilnehmen können, dann gibt es normalerweise auch die Möglichkeit, sich vertreten zu lassen. 

Achtung jedoch, dein Stimmrecht ist abhängig davon, welchen Aktientyp du hast. Wenn du Stammaktien hast, dann darfst du bei der Hauptversammlung mit abstimmen. Bei Vorzugsaktien hingegen hast du kein Stimmrecht, da du stattdessen in den meisten Fällen eine höhere Dividende bekommst. Darauf solltest du achten, wenn dir das wichtig ist. Du findest die Unterscheidung oft direkt im Namen der Aktie als Kürzel. 

Als Privatinvestor*in ist die Stimmrechtsausübung wohl eine greifbarere Strategie als der Engagement-Ansatz. Beim Engagement-Ansatz, welcher eher von Großinvestor*innen verwendet wird, ist die Stimmrechtsausübung nur ein Teil des gesamten umfassenden Dialogs. 

Deswegen wird der Engagement-Ansatz auch oft mit der Stimmrechtsausübung in Verbindung gebracht. Die Idee ist auch tatsächlich eine ähnliche, aber wenn man genau hinsieht, dann ist die Stimmrechtsausübung eben nur ein Teil des Engagements.

Wirkung des Engagement-Ansatzes 

Die Idee des Engagement Ansatzes ist es, wirklich das Unternehmen zu beeinflussen und damit eine nachhaltige Veränderung in Gang zu setzen. Im Gegenteil zu der Strategie der Ausschluss-Kriterien, wo fragwürdige Unternehmen einfach rausfallen und somit auch kein Druck mehr ausgeübt werden kann, wird beim Engagement auch in Unternehmen investiert, wo noch viel Veränderung und Umdenken notwendig sind. Das ist dann aber eben ein kontinuierlicher Prozess und das Unternehmen wird nicht von heute auf morgen das gesamte Geschäftsmodell hinter sich lassen. 

Es braucht hier das Engagement sowohl seitens der Investor*innen, aber auch vom Unternehmen selbst. Aber es ist natürlich eine Frage des „Wie“ – daher stößt der Engagement-Ansatz auch immer wieder auf Kritik, dass die Investor*innen nicht streng genug sind.  

Kritik am Engagement-Ansatz

Das Ziel des Engagement-Ansatzes ist es ja, das Unternehmen und deren Praktiken nachhaltig zu verändern. Das braucht eben auch Zeit und Geduld. Investor*innen müssen hier eine langfristige Strategie im Auge behalten, um wirklich eine Veränderung in Gang bringen zu können. Der langfristige Blick auf diese Investitions-Strategie ist nicht immer gegeben. 

Kritisiert wird auch häufig, dass ausgesprochene Androhungen nicht in die Tat umgesetzt werden. Dadurch werden sie von Unternehmen nur als leere Drohungen wahrgenommen und es kann somit keine Wirkung erzielt werden. 

Einsatz von Engagement-Ansatz & Stimmrechtsausübung im DACH-Raum

Wenn man einen Blick auf den FNG-Marktbericht 2021 (Forum Nachhaltige Geldanlage) wirft, dann sieht man, dass der Engagement-Ansatz und die Stimmrechtsausübung in Deutschland häufiger zum Einsatz kommen, als in Österreich und der Schweiz (Engagement in DE 77 Prozent, Stimmrechtausübung in DE 70 Prozent). 

Engagement: Recap in a Heartbeat 

Als Großinvestor*in kann man mithilfe des Engagement-Ansatzes einen großen Einfluss auf die Tätigkeiten eines Unternehmens haben. Hier ist es nicht nur wichtig, die Stimmrechte in Anspruch zu nehmen, sondern vor allem auch einen aktiven Dialog zwischen Investor*in und Unternehmensführung zu führen. Als Privatinvestor*innen werden wir wohl keinen intensiven Dialog mit der Unternehmensführung haben können, aber bei einem Fondsmanagement als Großinvestor*in ergibt das durchaus Sinn. 

FAQ

Was ist der Engagement-Ansatz?
Wie unterscheiden sich Engagement-Ansatz und Stimmrechtsausübung voneinander?

Autorenbox

Lisa hat vor beatvest in einer Privatbank gearbeitet, wo sie das Vermögen von ultra-high-net-worth Individuals betreut hat. Sie kennt sich mit jeder Anlageklasse aus und hat für jede Frage zum Thema Investieren eine Antwort parat. Lisa steht bei beatvest auch jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung. Du kannst sie unter lisa@beatvest.com erreichen.

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