Die letzten Jahre vor dem Ruhestand sind mehr als nur ein Countdown – sie sind eine Übergangsphase, in der Weichen gestellt werden. Jetzt geht es nicht mehr nur ums Sparen, sondern darum, was aus dem Ersparten wird: Wie wird entnommen, was muss noch abgesichert werden, und wie vermeiden wir teure Fehler auf den letzten Metern?
Warum sind die letzten 5 Jahre vor der Rente so wichtig?
Die letzten 5 Jahre vor der Rente sind deshalb so entscheidend, weil sie oft über den finanziellen Spielraum im Ruhestand entscheiden.
In dieser Phase sind viele von uns auf dem Höhepunkt ihres Einkommens, haben oft weniger finanzielle Belastungen (z. B. keine Kinder mehr im Haushalt, Kredite abbezahlt) und können gezielt Vermögen aufbauen oder Lücken schließen. Gleichzeitig beginnt hier die Übergangszeit vom Sparen zum Planen: Wir schauen nicht mehr nur darauf, wie viel wir investieren – sondern auch, wann wir auf das Geld zugreifen, wie es angelegt ist und ob die Versorgung tatsächlich ausreicht.
In diesen letzten Jahren lassen sich noch viele Stellschrauben drehen: Rentenansprüche prüfen und optimieren, Steuervorteile nutzen, Ausgaben anpassen oder das Portfolio sicherer strukturieren. Auch Fehler wie zu riskante Anlagen oder zu hohe Entnahmepläne lassen sich jetzt noch korrigieren – später ist der Spielraum dafür oft zu klein.
Bei beatvest sagen wir deshalb: Die letzten 5 Jahre sind das finanzielle Finale – sie entscheiden nicht allein über den Start in den Ruhestand, sondern oft über Jahrzehnte danach. Wer sie gut vorbereitet, startet entspannter – wer sie ignoriert, riskiert teure Überraschungen.
Was ist das Sequence of Returns Risk und warum ist es so gefährlich?
Das Sequence of Returns Risk – auf Deutsch oft als Reihenfolge-Risiko bezeichnet – beschreibt ein Risiko, das besonders im Ruhestand gefährlich wird: Es geht darum, in welcher Reihenfolge Gewinne und Verluste an der Börse auftreten, während wir regelmäßig Geld aus unserem Vermögen entnehmen.
Wenn wir zum Beispiel gleich zu Beginn des Ruhestands ein paar schlechte Börsenjahre erleben und trotzdem jeden Monat Geld entnehmen müssen, schrumpft das Vermögen besonders stark. Denn wir verkaufen Anteile genau dann, wenn sie am wenigsten wert sind – und diese Anteile fehlen später beim Wiederanstieg der Kurse. Selbst wenn die durchschnittliche Rendite über 20 Jahre solide ist, kann eine schlechte Reihenfolge zu einem deutlich früheren Kapitalverzehr führen.
Was macht dieses Risiko so gefährlich? Im Gegensatz zur Ansparphase, in der Verluste durch Zeit und neue Einzahlungen ausgeglichen werden können, wirken sich Verluste im Ruhestand direkt auf die Lebensdauer des Vermögens aus. Zwei Menschen mit identischem Vermögen, gleicher Rendite und gleicher Entnahmestrategie können ganz unterschiedliche Ergebnisse erleben – nur weil bei einem die Verluste am Anfang und beim anderen am Ende auftreten.
Darum empfehlen wir bei beatvest: Gerade in den ersten Jahren des Ruhestands sollte das Portfolio ausgewogen und möglichst krisenfest aufgestellt sein. Eine Rücklage für 2–3 Jahre Lebenshaltungskosten in sicheren Anlagen (z. B. Tagesgeld oder kurzlaufende Anleihen) kann helfen, in schwachen Börsenphasen nicht verkaufen zu müssen – und so das Sequence of Returns Risk deutlich zu entschärfen.
Beispiel: Wie wirken sich Verluste am Anfang des Ruhestands aus?
Ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig die Reihenfolge der Renditen im Ruhestand ist, liefern zwei Personen mit identischem Startkapital: Beide beginnen mit 500.000 Euro und entnehmen jährlich 20.000 Euro, um ihre Rentenlücke zu decken. Der Unterschied? Person A erlebt direkt im zweiten Jahr einen Börsencrash von –15 %, während Person B denselben Crash erst ganz am Ende ihrer 20-jährigen Ruhestandsphase trifft.
In den ersten fünf Jahren sieht man bereits, wie sich das auswirkt:
Person A startet zwar stark mit +20 % im ersten Jahr, doch der darauffolgende Verlust reduziert ihr Kapital auf 473.000 Euro. Danach erholt sich das Vermögen nur langsam.
Person B hingegen erzielt in jedem der ersten fünf Jahre +5 % Rendite. Dadurch wächst ihr Kapital kontinuierlich auf über 527.000 Euro – sie liegt nach fünf Jahren rund 43.000 Euro vor Person A. Und das, obwohl beide dieselbe Entnahmestrategie und dieselbe durchschnittliche Rendite über 20 Jahre haben.
Was hier passiert, ist das sogenannte Sequence of Returns Risk: Verluste am Anfang der Entnahmephase reißen tiefere Lücken ins Vermögen, weil das Kapital gleichzeitig durch Entnahmen schrumpft.
Diese Lücken lassen sich später kaum noch aufholen – selbst wenn die Renditen danach wieder positiv sind.
Das Beispiel zeigt: Es kommt nicht nur darauf an, wie viel Rendite wir machen – sondern wann sie eintritt. Wer zum Rentenstart Pech mit dem Markt hat, riskiert eine schnellere Kapitalerosion, selbst bei langfristig solider Geldanlage.
Anpassung der Anlagestrategie: Sicherheit und Stabilität vor dem Ruhestand
In den letzten Jahren vor dem Ruhestand verändert sich der Blick auf Geldanlage grundlegend.
Während in der Ansparphase vor allem Wachstum im Fokus steht, rückt nun ein anderes Ziel in den Vordergrund: Kapitalerhalt und Verlässlichkeit. Denn kurz vor dem Rentenbeginn wird das Vermögen bald gebraucht – es ist also keine Zeit mehr, um größere Verluste durch Marktschwankungen auszusitzen. Deshalb empfehlen wir bei beatvest: In den letzten 5 bis 10 Jahren vor Rentenbeginn sollte die Anlagestrategie schrittweise sicherer werden.
Das bedeutet nicht, alles in Tagesgeld oder Festgeld umzuschichten. Aber es heißt: weniger Risiko, mehr Stabilität. Zum Beispiel durch einen höheren Anteil an Anleihen, Tagesgeldreserven für 2–3 Jahre Lebenshaltungskosten oder den gezielten Einsatz von konservativeren Mischfonds oder ETFs mit geringerer Volatilität. Gleichzeitig kann ein Teil des Vermögens – der nicht unmittelbar gebraucht wird – weiterhin in Aktien investiert bleiben, um langfristig Renditechancen zu nutzen.
Diese Struktur sorgt dafür, dass wir zum Rentenstart einen soliden Puffer haben: z. B. 2–3 Jahre Lebenshaltungskosten in sicheren Anlagen wie Tagesgeld oder kurzlaufenden Anleihen. Damit können wir im Fall eines Börsenrückgangs auf stabile Reserven zurückgreifen – und vermeiden, in einer schlechten Marktphase verkaufen zu müssen (Stichwort Sequence of Returns Risk).
Gleichzeitig bleibt ein Teil des Vermögens in Aktien investiert, um langfristig weiter zu wachsen. Denn auch im Ruhestand liegt der Anlagehorizont oft noch bei 20 Jahren oder mehr.
Kapitalschutz und Risikominimierung in der Endphase der Berufslaufbahn
Je näher wir dem Ruhestand kommen, desto wichtiger wird der Schutz des bereits aufgebauten Vermögens. In dieser sogenannten Entsparphase-Vorbereitungszeit – den letzten etwa 5 bis 10 Jahren vor Rentenbeginn – steht nicht mehr der maximale Ertrag im Mittelpunkt, sondern die Frage: Wie verhindere ich, dass ein Börsenrückgang kurz vor Rentenstart mein Finanzpolster gefährlich schrumpfen lässt?
Kapitalschutz bedeutet in dieser Phase nicht, das gesamte Geld in Sicherheit zu bringen, sondern die Risiken gezielt zu reduzieren. Wer kurz vor dem Ruhestand steht, hat in der Regel nicht mehr genug Zeit, um Verluste aus Aktiencrashs langfristig wieder auszugleichen. Gleichzeitig wollen wir das Geld in Zukunft regelmäßig entnehmen – zum Beispiel, um eine Rentenlücke zu schließen. Ein hoher Aktienanteil wie in der Aufbauphase birgt dann das Risiko, dass Verluste mit Entnahmen zusammentreffen und das Vermögen dauerhaft geschwächt wird.
Um dem vorzubeugen, empfehlen wir bei beatvest eine kluge Aufteilung: Ein Teil des Kapitals – etwa 2 bis 3 Jahresausgaben – sollte absolut sicher geparkt werden, z. B. auf einem Tagesgeldkonto oder in kurzlaufenden Anleihen. Der mittelfristige Teil kann defensiv investiert sein, zum Beispiel in Anleihenfonds oder breit gestreute Misch-ETFs. Der langfristige Rest darf weiterhin Wachstumschancen nutzen, aber in einem Maß, das zu unserer Lebensphase passt.
Ein Beispiel:
Diese Aufteilung hilft, Marktrisiken abzufedern, ohne ganz auf Rendite zu verzichten. Sie gibt uns außerdem die Freiheit, bei Börsenschwankungen nicht panisch reagieren zu müssen – weil wir wissen: Die nächsten Jahre sind finanziell abgesichert.
In der Endphase der Berufslaufbahn wird aus einem „Ich baue auf“ ein „Ich sichere ab“. Es geht darum, das Erreichte zu schützen – nicht aus Angst, sondern aus kluger Voraussicht. Wer das versteht und rechtzeitig umsetzt, schafft die Grundlage für einen finanziell stabilen und gelassenen Ruhestand.
Entnahmestrategien vorbereiten: Flexibel auf Marktveränderungen reagieren
Der Übergang vom Sparen zum Leben vom Ersparten ist einer der größten finanziellen Schritte im Leben – und er verlangt eine gut durchdachte Entnahmestrategie.
Denn im Ruhestand kommt es nicht nur darauf an, wie viel Vermögen vorhanden ist, sondern vor allem wie wir es nutzen. Wer einfach jeden Monat einen festen Betrag entnimmt, ohne Rücksicht auf Marktentwicklungen, läuft Gefahr, dass das Geld zu früh aufgebraucht wird – besonders wenn schwache Börsenjahre gleich zu Beginn der Rente auftreten.
Eine kluge Entnahmestrategie ist deshalb nicht starr, sondern anpassungsfähig. Sie berücksichtigt, dass Märkte schwanken, Ausgaben sich ändern können und die Lebenserwartung unbekannt ist. Ein Ansatz ist zum Beispiel die sogenannte dynamische Entnahme: Statt jedes Jahr denselben Betrag zu entnehmen, wird die Auszahlung an die Portfolioentwicklung gekoppelt. Läuft es gut, kann mehr entnommen werden – in schwächeren Jahren wird die Entnahme etwas reduziert. Das schützt das Kapital langfristig und hilft, schwierige Phasen zu überbrücken, ohne in Panik verkaufen zu müssen.
Eine andere Möglichkeit ist das „Bucketsystem“: Das Vermögen wird in drei „Töpfe“ aufgeteilt – einen kurzfristigen für die nächsten 2–3 Jahre (z. B. Tagesgeld), einen mittelfristigen mit defensiveren Anlagen (z. B. Anleihenfonds) und einen langfristigen mit Aktien für Wachstum. So ist immer klar, welches Geld zuerst genutzt wird – und wir müssen nicht aus dem Aktienanteil verkaufen, wenn die Kurse gerade niedrig sind.
Auch die regelmäßige Überprüfung der Strategie ist entscheidend. Was beim Renteneintritt funktioniert hat, muss zehn Jahre später nicht mehr passen. Gesundheit, Inflation, Börse, Familie – all das verändert sich. Deshalb empfehlen wir bei beatvest: Die Entnahmeplanung ist kein einmaliger Plan, sondern ein laufender Prozess. Wer bereit ist, flexibel zu reagieren, bleibt auch in unsicheren Zeiten handlungsfähig – und sichert sich mehr Ruhe und Kontrolle über die eigenen Finanzen im Alter.
Checkliste: Das solltest du in den letzten 5 Jahren vor der Rente tun
Die letzten fünf Jahre vor dem Ruhestand sind entscheidend – hier stellst du die Weichen, damit dein Übergang nicht nur emotional, sondern auch finanziell gut gelingt.
Bei beatvest empfehlen wir dir, auf folgende Punkte besonders zu achten:
- Rentenansprüche klären: Fordere deine aktuelle Renteninformation bei der Deutschen Rentenversicherung an. Überprüfe, ob alle relevanten Zeiten korrekt erfasst sind – dazu zählen auch Kindererziehungszeiten, Schul- und Studienjahre oder Auslandsaufenthalte. Fehler oder Lücken sollten frühzeitig korrigiert werden, da sie sich direkt auf deine spätere Rentenhöhe auswirken.
- Rentenlücke berechnen: Ermittle deinen voraussichtlichen monatlichen Finanzbedarf im Ruhestand – also alle Lebenshaltungskosten inkl. Miete, Versicherungen, Hobbys, Gesundheitsausgaben etc. Ziehe davon die erwartete gesetzliche Rente und andere gesicherte Einkünfte ab (z. B. Betriebsrente). Die Differenz ist deine Rentenlücke – und die musst du über Kapitalentnahmen oder andere Vorsorgeformen decken.
- Vermögensstruktur überprüfen und anpassen: Teile dein Vermögen in kurz-, mittel- und langfristige Bestandteile auf. Kurzfristige Rücklagen (z. B. Tagesgeld) sollten 2–3 Jahresausgaben abdecken. Der mittelfristige Teil kann defensiv investiert sein (z. B. Anleihen), während der langfristige Teil weiterhin Wachstum durch Aktien ermöglichen kann. Ziel: Schwankungen abfedern, aber langfristig Renditechancen nutzen.
- Entnahmestrategie entwickeln: Lege fest, wie du im Ruhestand auf dein Vermögen zugreifen möchtest. Willst du einen festen monatlichen Betrag entnehmen oder flexibel nach Marktlage anpassen? Berücksichtige auch, aus welchen Töpfen zuerst entnommen wird – steuerlich kann es sinnvoll sein, Kapital mit geringerer Belastung vorzuziehen. Wichtig: Die Strategie sollte regelmäßig überprüft werden.
- Sicherheitsreserve aufbauen: Baue eine Liquiditätsreserve für die ersten 2 bis 3 Ruhestandsjahre auf – idealerweise in Tagesgeld oder kurzfristigem Festgeld. So bist du unabhängig von Börsenschwankungen und musst in schwachen Marktphasen keine Wertpapiere verkaufen. Das schützt dein Vermögen und sorgt für Stabilität in der Entnahmephase.
- Versicherungen überprüfen: Kläre, welche Versicherungen du weiterhin brauchst. Manche Policen – etwa Berufsunfähigkeitsversicherung – werden zum Rentenstart überflüssig. Prüfe deinen Schutz bei Kranken- und Pflegeversicherung und gleiche ggf. Versorgungslücken aus. Auch eine Haftpflichtversicherung sollte aktuell und leistungsstark bleiben.
- Lebenshaltungskosten realistisch kalkulieren: Berechne deinen zukünftigen Bedarf im Alltag: Welche Ausgaben fallen weg (z. B. Arbeitsweg, Kantine), welche steigen (z. B. Reisen, Gesundheit)? Plane realistisch, nicht zu optimistisch – so erkennst du frühzeitig, ob deine Vorsorge zur Zielgröße passt.
- Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten nutzen: Prüfe, ob du durch rechtzeitige Umschichtungen, Freibeträge oder Einmalzahlungen Steuervorteile nutzen kannst. Wer z. B. Kapitalerträge im Ruhestand nutzen will, sollte die Besteuerung kennen und optimieren. Lass dich bei Bedarf steuerlich beraten – gerade bei Rentenbeginn entstehen oft Gestaltungsspielräume.
- Nachlass und Vollmachten regeln: Kümmere dich rechtzeitig um ein gültiges Testament, eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung. So vermeidest du Unsicherheiten und stellst sicher, dass im Notfall alles in deinem Sinne geregelt ist. Halte auch eine Übersicht über deine Konten, Depots, Versicherungen und Passwörter bereit – für dich und deine Angehörigen.
Diese Checkliste hilft dir dabei, die letzten fünf Jahre vor dem Ruhestand strukturiert und vorausschauend zu gestalten – damit du finanziell und organisatorisch gut aufgestellt bist.