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Was bringen 10 Jahre Kinderberücksichtigungszeiten?

Kinderberücksichtigungszeiten zählen in der Rente als Versicherungszeit und helfen dabei, Wartezeiten zu erfüllen oder den Schutz bei Erwerbsminderung zu sichern. Wer in Teilzeit arbeitet, kann sein Einkommen damit sogar aufwerten lassen. Auch bei mehreren Kindern sorgen sie für Bonuspunkte – ganz ohne zusätzliche Beiträge.

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Wer wegen der Kindererziehung kürzer tritt oder ganz aus dem Job aussteigt, fragt sich oft: Was passiert eigentlich mit meiner Rente?

Genau hier kommen die Kinderberücksichtigungszeiten ins Spiel. Sie laufen still im Hintergrund mit – und bringen dir im Ruhestand handfeste Vorteile. Kein großes Formular, kein Extra-Antrag – aber mit Wirkung, wenn’s drauf ankommt.

Und zwar über zehn Jahre pro Kind.

Was bringen 10 Jahre Kinderberücksichtigungszeiten?

Eltern, die Zeit und Energie in die Erziehung ihrer Kinder investieren, leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag – oft auf Kosten ihrer beruflichen Laufbahn. Genau hier setzen die sogenannten Kinderberücksichtigungszeiten an. Sie sollen sicherstellen, dass diese Phase im Leben nicht zu Lücken oder Nachteilen im Rentenverlauf führt.

Viele verwechseln die Kinderberücksichtigungszeit mit der bekannteren Kindererziehungszeit. Doch während letztere direkt die Höhe der Rente beeinflusst (weil sie zusätzliche Rentenpunkte bringt), erfüllt die Kinderberücksichtigungszeit eine andere, ergänzende Funktion im Rentensystem – und ist mindestens genauso wichtig, wenn es um Wartezeiten, Erwerbsminderungsschutz oder die Aufwertung von Teilzeiteinkommen geht.

Was genau sind Kinderberücksichtigungszeiten und wie lange gelten sie?

Die Kinderberücksichtigungszeit ist eine rentenrechtliche Anrechnungszeit, die dir bis zum zehnten Lebensjahr deines Kindes gutgeschrieben wird.

Sie beginnt mit dem Geburtstag des Kindes und endet mit dem Ablauf des Monats, in dem das Kind zehn Jahre alt wird. Diese Zeiten gelten als sogenannte „besondere Versicherungszeiten“ und sind mit einer Erwerbstätigkeit vergleichbar – auch wenn du in dieser Phase gar keine Beiträge zahlst. Es ist wichtig zu wissen: Selbst wenn du mehrere Kinder erziehst, wird die Zeit nicht verlängert, sondern parallel angerechnet. Du bekommst also maximal zehn Jahre pro Kind, aber die Zeit läuft gleichzeitig, wenn Kinder sich in ihren Erziehungszeiten überschneiden.

Welchen Einfluss haben Kinderberücksichtigungszeiten auf die Wartezeit für die Rente?

Einer der wichtigsten Vorteile von Kinderberücksichtigungszeiten ist ihre Wirkung auf die Wartezeiten im Rentensystem. Sie werden vollständig auf die 35-jährige und 45-jährige Wartezeit angerechnet.

Anrechnung auf die 35-jährige Wartezeit

Die 35 Jahre Wartezeit sind notwendig, um Anspruch auf bestimmte Rentenarten zu haben – z. B. die Altersrente für langjährig Versicherte oder die Rente für schwerbehinderte Menschen. Kinderberücksichtigungszeiten zählen hier voll mit, selbst wenn du in der Zeit keine Beiträge gezahlt hast. Für viele Eltern, die beruflich pausiert haben, ist das der Schlüssel, um überhaupt Zugang zu diesen Rentenarten zu erhalten.

Anrechnung auf die 45-jährige Wartezeit

Auch für die besonders attraktive abschlagsfreie Rente ab 63 für besonders langjährig Versicherte können Kinderberücksichtigungszeiten helfen. Sie werden hier ebenfalls angerechnet, sodass Eltern trotz Unterbrechung der Erwerbstätigkeit die 45 Jahre vollbekommen können – und damit ohne Rentenabschläge früher in Rente gehen.

Absicherung bei Erwerbsminderung: Versicherungsschutz bleibt erhalten

Ein oft übersehener, aber extrem wichtiger Aspekt ist der Versicherungsschutz für die Erwerbsminderungsrente.

Normalerweise verlierst du diesen Schutz, wenn du längere Zeit keine Beiträge zahlst. Doch während Kinderberücksichtigungszeiten bleibt dieser Schutz bestehen.

Das heißt konkret: Auch wenn du mehrere Jahre zu Hause warst und dich nur um dein Kind gekümmert hast, verlierst du dadurch nicht den Anspruch auf Erwerbsminderungsrente, falls du später erkrankst oder dauerhaft nicht mehr arbeiten kannst. Damit schließen Kinderberücksichtigungszeiten Lücken im Versicherungsverlauf, die sonst teuer werden könnten.

Aufwertung von Teilzeitbeschäftigung: Mehr Rente trotz weniger Stunden

Eine weitere Stärke der Kinderberücksichtigungszeit ist die Möglichkeit, Einkommen aus Teilzeit aufzuwerten.

Viele Eltern arbeiten während der Kindererziehung bewusst weniger – was sich normalerweise negativ auf die Rentenhöhe auswirkt. Doch hier greift eine gesetzliche Sonderregelung, mit der dein Teilzeitlohn fiktiv um bis zu 50 % erhöht werden kann.

Voraussetzungen für diese Aufwertung:

  • Dein Kind hat das dritte Lebensjahr vollendet
  • Die Zeit liegt nach dem 31.12.1991
  • Du hast mindestens 25 Jahre rentenrechtliche Zeiten (also Wartezeiten) gesammelt

Wie viel bringt mir die Aufwertung?

Angenommen, du verdienst in Teilzeit 2.500 Euro brutto pro Monat.

Das würde normalerweise etwa 0,6 Rentenpunkte im Jahr bringen. Wenn du die Aufwertung bekommst, wird dein Einkommen fiktiv auf 3.750 Euro angehoben – und du erhältst stattdessen 0,9 Rentenpunkte pro Jahr.

Das ergibt über z. B. sieben Jahre Kinderberücksichtigungszeit ein zusätzliches Rentenplus von etwa 85 Euro im Monat – und zwar dauerhaft.

Vorteile bei mehreren Kindern: Bonuspunkte bei Überschneidung

Wenn du mehrere Kinder erzogen hast, deren Kinderberücksichtigungszeiten sich überschneiden, profitierst du doppelt:

Denn pro Monat, in dem zwei oder mehr Kinder gleichzeitig in der Berücksichtigungszeit liegen, bekommst du zusätzliche Rentenpunkte gutgeschrieben – konkret 0,0278 Punkte pro Monat.

Ein Beispiel: Du hast über 40 Monate Überschneidung zwischen zwei Kindern → das ergibt 1,112 zusätzliche Rentenpunkte. Beim aktuellen Rentenwert von 40,79 Euro sind das rund 45 Euro mehr Rente – dauerhaft.

Muss ich Kinderberücksichtigungszeiten beantragen?

In der Regel musst du keinen gesonderten Antrag stellen – die Kinderberücksichtigungszeiten werden automatisch dem Elternteil zugeordnet, der auch die Kindererziehungszeit bekommt. Das ist in der Praxis fast immer die Mutter.

Willst du als Vater oder zweiter Elternteil diese Zeit angerechnet bekommen, brauchst du eine gemeinsame schriftliche Erklärung beider Elternteile. Diese kannst du über das Formular V0820 einreichen – rückwirkend bis zu zwei Monate. Bei der Rentenantragstellung wird diese Zeit über das Formular V0800 abgefragt. Gut zu wissen: Es gibt keine Fristen, du kannst die Kinderberücksichtigungszeiten auch viele Jahre später noch anerkennen lassen – idealerweise aber rechtzeitig vor dem Renteneintritt.

Fazit: Das bringen dir Kinderberücksichtigungszeiten wirklich

Die zehn Jahre Kinderberücksichtigungszeit pro Kind sorgen dafür, dass du im Rentensystem nicht ins Hintertreffen gerätst, nur weil du für dein Kind da warst. Sie bringen dir:

  • Anrechnung auf die 35- und 45-jährige Wartezeit (z. B. Rente mit 63 oder für Schwerbehinderte)
  • Erhalt des Erwerbsminderungsrenten-Schutzes, auch bei Beitragslücken
  • Aufwertung deiner Teilzeittätigkeit um bis zu 50 % (wenn Voraussetzungen erfüllt)
  • Zusätzliche Rentenpunkte bei Überschneidung von Berücksichtigungszeiten bei mehreren Kindern
  • Mehr Sicherheit im Versicherungsverlauf durch lückenlose Anrechnung

Kinderberücksichtigungszeiten sind kein Rentenpunkt-Lieferant wie die Kindererziehungszeiten – aber sie sind strategisch enorm wertvoll. Sie schließen Lücken, verbessern deinen Rentenzugang und steigern deine Ansprüche – vor allem, wenn du in Teilzeit gearbeitet oder wegen der Kinder ganz pausiert hast.

Ob du mit 63 abschlagsfrei in Rente möchtest, den Schutz der Erwerbsminderungsrente behalten willst oder einfach sicherstellen möchtest, dass deine Teilzeitarbeit nicht unterbewertet wird: Diese zehn Jahre machen den Unterschied. Und das Beste: Du musst sie nur einmal richtig zuordnen – und profitierst dann ein Leben lang davon.

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Sie ist Gründerin von beatvest. Als sie vor einigen Jahren zu Investieren begonnen hatte, fiel ihr persönlich das Problem der Finanzmärkte auf. Das Wissen ist wild verteilt und überwältigend. Man macht sich bei der Auswahl der richtigen Investmentprodukte sorgen und braucht lange bis man Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Doch so muss es nicht sein.

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