ETFs einfach erklärt

Was ist die Sachdividende und welche Unternehmen zahlen eine?

Sachdividenden sind Extras, die du als Aktionär bekommst – zum Beispiel Schokolade, Rabatte oder Gutscheine. Sie ersetzen keine Rendite, machen den Aktienbesitz aber persönlicher und oft greifbarer. Lohnt sich vor allem dann, wenn du das Produkt eh nutzt oder Fan der Marke bist

Lerne investieren: designed für Anfänger:innen

Die weltbeste Methode, um Investieren zu lernen. Mit 3-minütigen Lernmodulen und exklusivem Expertenwissen. Es war noch nie so einfach.

Stell dir vor, du hältst Aktien eines Schokoladenherstellers – und statt nur einer Überweisung auf dem Konto erhältst du jedes Jahr ein Paket voller Schokolade frei Haus.

Oder du bist Anteilseigner einer Brauerei und kannst dir auf der Hauptversammlung einen Kasten Bier mitnehmen. Sachdividenden machen genau das möglich: Es handelt sich um Gewinnausschüttungen, die nicht in Geld, sondern in Sachwerten erfolgen. Für absolute Börsen-Einsteiger klingt das erst einmal überraschend, doch viele Unternehmen nutzen solche Extras, um ihre Aktionäre bei Laune zu halten.

In diesem Artikel erkläre ich dir Schritt für Schritt, was Sachdividenden sind, wie sie funktionieren, welche steuerlichen Regeln gelten und was die Vor- und Nachteile dieser besonderen Dividendenform sind.

Auch ein Blick in die Vergangenheit darf nicht fehlen: Wir schauen uns an, wie sich Sachdividenden über die Jahre verändert haben und welche historischen Beispiele es gibt.

Was ist eine Sachdividende?

Eine Sachdividende (auch Naturaldividende genannt) ist vereinfacht gesagt eine Ausschüttung in Sachform an Aktionäre.

Das bedeutet, anstatt eine Geldzahlung (Bardividende) zu bekommen, erhältst du als Anteilseigner einen geldwerten Vorteil in Form eines Produkts oder einer Leistung des Unternehmens. Die Palette ist breit gefächert: Einige Firmen verschenken eigene Waren (z.B. Lebensmittel, Kleidung oder Uhren) an ihre Anleger, andere bieten Rabatte oder Gutscheine für ihre Dienstleistungen an. Grundsätzlich sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, was als Sachdividende ausgeschüttet werden kann.

Wichtig zu wissen: Sachdividenden sind immer freiwillig. Kein Gesetz verpflichtet Unternehmen, ihren Aktionären solche Extras zu gewähren. Es handelt sich meist um Zusatzdividenden neben der normalen Bardividende. Das heißt, das Unternehmen zahlt in der Regel weiterhin eine gewöhnliche Dividende in Euro aus und obendrauf gibt es die Sachleistung. Ein Aktionär bekommt also “das Beste aus beiden Welten” – finanziellen Ertrag und etwas zum Anfassen. Allerdings kann es auch Ausnahmen geben, wo Firmen anstelle von Geld nur Naturalien ausschütten (etwa wenn kein ausreichender Gewinn für Bargelddividenden vorhanden ist). Solche Fälle sind jedoch selten.

Ein weiterer Begriff in diesem Zusammenhang ist die Naturaldividende. Oft werden Sachdividende und Naturaldividende synonym verwendet. Beide bezeichnen eine Gewinnausschüttung in Form von Sachwerten. Manchmal versteht man unter Naturaldividenden auch Aktien-Dividenden, also zusätzliche Aktien statt Bargeld. Zur Einfachheit fassen wir hier alle nicht monetären Ausschüttungen unter dem Begriff Sachdividende zusammen.

Wie funktionieren Sachdividenden konkret?

In der Praxis läuft eine Sachdividende etwas anders ab als die übliche Gelddividende. Wie erhält man also als Anleger solch einen Vorteil? Das Vorgehen hängt vom jeweiligen Unternehmen und der Art der Sachdividende ab:

  • Mindestanzahl von Aktien: Oft verlangen Unternehmen, dass man eine gewisse Anzahl von Aktien hält, um anspruchsberechtigt zu sein. Bei manchen genügt eine einzige Aktie, bei anderen müssen es z.B. 20 Stück sein. Beispiel: Die Schweizer Textilfirma Calida verlangte lange Zeit den Besitz von 20 Aktien, damit man jährlich einen Gratis-Schlafanzug erhält. Wer weniger hatte, ging leer aus. Andere Unternehmen wie Sixt gewähren den Rabatt schon ab einer Aktie im Depot.
  • Namensaktien und Registrierung: Einige Sachdividenden setzen voraus, dass man als Aktionär im Aktienregister eingetragen ist (gilt vor allem bei ausländischen Firmen, z.B. in der Schweiz). Namensaktien bedeuten, das Unternehmen kennt namentlich seine Anteilseigner. Wenn du z.B. eine Lindt-&-Sprüngli-Aktie besitzt, musst du dich ins Schweizer Register eintragen lassen und oft sogar an der Hauptversammlung teilnehmen, um den Schokoladenkoffer zu bekommen. Für deutsche Aktien ist das oft nicht nötig, hier reicht meist der Besitz an sich, da viele deutsche Aktien Inhaberaktien sind. Aber es gibt Ausnahmen wie den Berliner Zoo (Zoologischer Garten Berlin AG), der Namensaktien ausgibt – dort ist man automatisch im Register und kann seinen freien Eintritt nutzen.
  • Nachweis und Einlösung: Je nach Art der Sachdividende musst du als Aktionär aktiv werden, um deinen Vorteil abzurufen. Bei Rabatten oder Gutscheinen (etwa Sixt oder Carnival Cruises) ist es üblich, dass du einen Nachweis deines Aktienbesitzes einreichst. Beispielsweise meldet man sich bei Sixt beim Kundenservice, schickt einen Depotauszug als Beleg und bekommt dann den Aktionärsrabatt im Kundenkonto freigeschaltet. Bei physischen Geschenken wie dem Lindt-Schokoladenpaket erfolgt die Ausgabe oft auf der Hauptversammlung selbst – du bekommst vor Ort dein Präsent überreicht. Manche Firmen versenden die Sachdividende auch per Post an eingetragene Aktionäre. Timing spielt eine Rolle: Häufig wird die Sachdividende einmal jährlich rund um die Hauptversammlung angeboten. Man muss also zur relevanten Zeit Aktionär sein (Stichtag beachten) und ggf. rechtzeitig vorab angemeldet bzw. registriert sein.
  • Keine Automatik: Wichtig ist, dass nicht automatisch jeder Aktionär etwas zugeschickt bekommt, nur weil er Aktien hält. Oft muss man die Bedingungen genau erfüllen und selbst daran denken, den Vorteil zu beanspruchen. Ein Unternehmen kommuniziert solche Angebote normalerweise in der Einladung zur Hauptversammlung oder auf der Investor-Relations-Webseite. Als Anleger sollte man sich daher informieren, ob und wie man den Bonus bekommt. Die Teilnahme an der Hauptversammlung (persönlich oder durch Stimmrechtsvertretung) kann in manchen Fällen Voraussetzung sein, insbesondere wenn die Ausgabe dort erfolgt (z.B. beim Bier-Sixpack der Einbecker Brauhaus AG).

Um eine Sachdividende zu erhalten, muss man Aktionär des entsprechenden Unternehmens sein, die ggf. geforderte Aktienanzahl besitzen, Fristen und Formalitäten beachten (z.B. Registrierung im Namensregister, Anmeldung zur Hauptversammlung oder Kontaktaufnahme mit dem Kundenservice) und dann seinen Anspruch geltend machen. Es klingt nach etwas Aufwand – und das ist es mitunter auch. Für viele Liebhaber der jeweiligen Produkte lohnt sich die Mühe jedoch, weil sie sich über exklusive Vorteile freuen können.

Welche Sachdividenden gibt es?

Sachdividende ist nicht gleich Sachdividende. Je nach Branche und Kreativität der Firma können Aktionäre auf ganz unterschiedliche Weise profitieren. Hier sind einige gängige Formen von Sachdividenden:

Produkte und Geschenke

Die klassischste Variante sind handfeste Produkte, die das Unternehmen herstellt, als Geschenk an die Anteilseigner. Beispiele sind berühmte Naschereien und Genussmittel: Eingetragene Aktionäre von Lindt & Sprüngli erhalten jährlich einen großen Schokoladenkoffer mit rund 4 kg feinster Lindt-Schokolade. Aktionäre der deutschen Einbecker Brauhaus AG bekommen auf der Hauptversammlung ein Sixpack Bier gratis überreicht.

Der Schweizer Uhrenkonzern Swatch wiederum schenkt seinen Aktionären jedes Jahr eine exklusive Sonderedition einer Swatch-Uhr – ein Sammlerstück, das es so nicht im Handel zu kaufen gibt. Solche physischen Geschenke sind greifbar und machen vielen Anlegern besonders viel Freude, weil sie einen direkten Bezug zum Unternehmen darstellen.

Gutscheine und Guthaben

Anstelle eines konkreten Produkts geben manche Unternehmen Wertgutscheine aus, die die Aktionäre nach Belieben einlösen können. Die Modefirma Calida verschickte bis 2024 jährlich einen Einkaufsgutschein über 100 CHF an ihre Aktionäre, einlösbar im Online-Shop für z.B. einen Schlafanzug. (Ab 2025 hat Calida dieses Modell allerdings auf einen reinen Rabattgutschein umgestellt – dazu später mehr bei den Veränderungen.)

Auch in der Tourismus- und Reisebranche sind Gutscheine beliebt: Der Kreuzfahrt-Veranstalter Carnival Corporation & plc (zu dem u.a. AIDA Cruises gehört) bietet Aktionären je nach Reisedauer Bordguthaben zwischen 40 € und 200 € an, das man auf der nächsten Kreuzfahrt für Getränke, Ausflüge etc. ausgeben kann. Solche Guthaben funktionieren wie Gutscheine: Man muss sie vor der Reise beantragen, indem man den Aktienbesitz nachweist, und bekommt dann das entsprechende Kredit auf dem Bordkonto gutgeschrieben.

Rabatte für Aktionäre

Eine sehr verbreitete und unkomplizierte Form der Sachdividende sind Aktionärsrabatte. Dabei erhalten Anteilseigner beim Kauf von Produkten oder Dienstleistungen des Unternehmens einen Preisnachlass. Das bekannteste Beispiel in Deutschland ist Sixt SE: Bereits eine Sixt-Aktie genügt, um einen dauerhaften Rabatt von 15–20 % auf Mietwagenbuchungen bei Sixt zu bekommen. Man spricht hier vom “Aktionärstarif”, der als Diamond-Discount im Kundenkonto ausgewiesen wird.

Ähnlich verfahren manche Hotelketten: Der französische Hotelkonzern Accor SA etwa belohnt langfristige Aktionäre (mindestens 50 Aktien, 2 Jahre gehalten) mit einem Gold-Status im hauseigenen Bonusprogramm, was Upgrades und Rabatte bei Hotelaufenthalten bedeutet. Rabatte sind für Unternehmen oft günstiger umzusetzen als Sachgeschenke, da kein Versand nötig ist. Für Anleger sind sie attraktiv, wenn man Kunde der Firma ist – etwa Vielreisende, die durch eine einzige Aktie bei der nächsten Buchung sparen.

Exklusive Mitgliedschaften (Aktionärsclubs)

Einige Unternehmen haben für ihre Anteilseigner exklusive Clubs oder Programme eingerichtet. Ein prominentes Beispiel ist der LVMH Shareholders’ Club des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH. Wer mindestens eine LVMH-Aktie hält und registriert ist, kann diesem Club beitreten. Die Vorteile reichen von Einladungen zu speziellen Veranstaltungen, Besichtigungen von Weingütern oder Modenschauen bis hin zu Frühzugang zu limitierten Produkten.

Oft erhalten Mitglieder auch einen hübschen gedruckten Club-Ausweis und regelmäßige Informationen. Ein anderes Beispiel war Walt Disney (USA), das früher für Aktionäre einen exklusiven Merchandise-Shop anbot. Solche Aktionärsclubs sind weniger greifbar als ein konkretes Geschenk, aber sie vermitteln ein Gefühl von VIP-Status und Verbundenheit mit der Marke. Man sollte allerdings prüfen, wie substanziell die Vorteile sind – manchmal handelt es sich eher um symbolische Gesten.

Gratis-Verpflegung und Events

Eher am Rande zu erwähnen, aber in Deutschland historisch verbreitet, ist das kostenlose Essen und Goodies auf Hauptversammlungen. Viele Unternehmen bewirten ihre Aktionäre bei der jährlichen HV mit Buffet, Getränken oder kleinen Präsenten (Kugelschreiber, Produktproben etc.). Manche Privatanleger besuchen gerne diese Veranstaltungen, um “auf Firmenkosten” zu essen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine formale Dividende, sondern um eine Tradition.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wurde schon scherzhaft gesagt, die “Wiener Würstchen auf der HV” seien die einzige Dividende, die manche Aktionäre bekämen. Für absolute Neulinge ist es dennoch gut zu wissen: Auf Hauptversammlungen großer Firmen gibt es oft ein Rahmenprogramm, das man als Anteilseigner kostenlos nutzen kann – sei es Verpflegung, kleine Werbegeschenke oder bei Automobilherstellern auch mal eine Ausstellung neuer Modelle.

Dies alles fällt jedoch mehr unter Aktionärsservice als unter Sachdividende im engeren Sinne.

Steuern: Wie werden Sachdividenden besteuert?

Nun zu einem weniger spaßigen, aber wichtigen Punkt: Steuern. Auch Sachdividenden unterliegen in Deutschland grundsätzlich der Kapitalertragssteuer – also der gleichen Abgeltungsteuer von 25 % (plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) wie eine normale Gelddividende. Denn aus Sicht des Fiskus ist es egal, ob dir das Unternehmen 100 € in bar auszahlt oder dir Waren im Wert von 100 € schenkt: Beides ist ein Gewinn aus Kapitalvermögen. § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG zählt ausdrücklich auch "andere Leistungen" neben Geld als Ertrag aus Aktien.

Das bedeutet: Wenn du z.B. als Lindt-Aktionär einen Schokoladenkoffer im Wert von ~400 € erhältst, musst du diesen Betrag versteuern, als hättest du 400 € Dividende bekommen.

Die Praxis kann allerdings etwas komplizierter sein, denn bei einer Bargeldauszahlung führt meist die Bank automatisch die 25 % Abgeltungssteuer ab. Bei einer Sachleistung gibt es kein Geld, wovon direkt Steuern einbehalten werden könnten. Oft wird daher der Marktwert der Sachdividende von der Gesellschaft oder der Bank ermittelt und dem Finanzamt gemeldet, sodass die Besteuerung erfolgen kann. Im Zweifel muss der Anleger selbst in der Steuererklärung den Wert angeben. Ein Trost: Kleinere Aufmerksamkeiten, wie etwa ein kostenloser Kaffee und Brezel auf der Hauptversammlung, bleiben in der Regel unterhalb der steuerlichen Freigrenzen und werden nicht erfasst. Aber bei nennenswerten Sachdividenden – z.B. ein 80 €-Gutschein oder eine Kiste Wein – ist grundsätzlich Steuer fällig.

Eine besondere Situation ergibt sich, wenn die Sachdividende in Form von zusätzlichen Aktien gewährt wird (Aktiendividende oder Stockdividende). In diesem Fall greift eine Steuerstundung: Die neuen Aktien selbst werden zum Ausgabewert gutgeschrieben, und Steuern fallen erst an, wenn du diese Aktien irgendwann verkaufst. Somit kann eine Aktien-Sachdividende vorerst steuerfrei ins Depot wandern, bis zum Verkauf. Allerdings sind solche echten Stockdividenden in Deutschland eher selten und müssen auch bestimmten Bedingungen genügen. Die meisten klassischen Sachdividenden – ob Schokolade, Gutscheine oder Rabatte – sind sofort steuerpflichtig. Daher gilt: Die Freude über das Geschenk sollte nicht vergessen lassen, dass gegebenenfalls später das Finanzamt seinen Anteil einfordert. Für Privatanleger heißt das, man sollte den Wert der erhaltenen Sachdividende im Auge behalten und Rücklagen für die Steuer einplanen, sofern die Pauschbeträge bereits ausgeschöpft sind.

Abschließend noch ein Hinweis: Steuerlich kann es Unterschiede geben, je nachdem in welchem Land die Aktie beheimatet ist. In der Schweiz zum Beispiel gelten teilweise andere Regeln, und manche dortigen Sachdividenden werden als steuerfreie Naturalgaben betrachtet, solange eine bestimmte Wertgrenze nicht überschritten wird. Im Zweifel sollte man sich bei größeren Sachleistungen steuerlich beraten lassen. Für den Otto-Normal-Anleger mit kleineren Beträgen ist aber die Faustregel ausreichend: Sachdividenden sind in Höhe ihres Wertes so zu behandeln wie normale Dividenden.

Vorteile von Sachdividenden

Warum das Ganze – was hat ein Aktionär davon, seine Dividende als Sachleistung zu erhalten? Tatsächlich bieten Sachdividenden einige einzigartige Vorteile und Anreize:

Emotionaler und persönlicher Wert

Ein Geldbetrag auf dem Konto ist nüchtern – ein Geschenk hingegen kann Freude bereiten. Viele Anleger empfinden es als besonderes Privileg, ein Produkt der Firma geschenkt zu bekommen, an der sie beteiligt sind. Es schafft eine emotionale Bindung: Die Schokolade schmeckt vielleicht besser, wenn sie vom eigenen Unternehmen kommt. Für Börsenneulinge kann so ein greifbares Präsent den Aktienbesitz noch realer und motivierender machen. Man fühlt sich vom Unternehmen wertgeschätzt und bekommt etwas „zum Anfassen“ für seine Treue.

Direkter Nutzen im Alltag

Sachdividenden können einen praktischen Vorteil darstellen, besonders wenn man die Produkte oder Dienste ohnehin nutzt. Beispiel: Bist du Vielfahrer und mietest oft Autos, dann ist der Sixt-Aktionärsrabatt ein echter Mehrwert – mit jeder Anmietung sparst du 15–20 % Kosten, was schnell mehr wert sein kann als die eigentliche Gelddividende. Ähnlich beim Carnival-Bordguthaben: Wer jedes Jahr eine Kreuzfahrt macht, für den sind 100 € Bordguthaben eine willkommene Ersparnis. In solchen Fällen verbessert die Sachdividende die Gesamtrendite deiner Investition, weil du durch die Nutzung des Vorteils Geld einsparst, das du sonst ausgegeben hättest.

Hohe effektive Rendite bei kleinen Investments

Einige Sachdividenden bieten, wenn man es genau betrachtet, eine erstaunlich hohe Naturalrendite, besonders bei geringem Kapitaleinsatz. Ein klassisches Beispiel ist Calida: 20 Aktien kosteten früher rund 1.000 €; dafür erhielt man neben ca. 16 CHF Bardividende auch einen Pyjama-Gutschein im Wert von ~80 €. Zusammen entsprach das einer Dividendenrendite von etwa 10 % im Jahr – deutlich höher als üblich. Natürlich muss man bedenken, dass der Gutschein nur wertvoll ist, wenn man ihn für etwas Sinnvolles nutzt.

Dennoch, rein rechnerisch ergaben sich da tolle Prozentsätze. Oder Lindt: Eine Lindt-Aktie kostet zwar astronomische ~100.000 €, aber wer sie besitzt, bekommt Schokolade für ca. 400 € jährlich – das sind zwar “nur” ~0,4 % vom Aktienwert, aber für Schokoladen-Fans ist es gefühlt unbezahlbar. Gerade bei kleineren Firmen kann die Naturaldividende den finanziellen Ertrag stark erhöhen. Die Einbecker-Brauhaus-Aktie kostet z.B. nur einen einstelligen Eurobetrag, zahlt kaum Gelddividende, aber ein Sixpack Bier (Wert vielleicht 5 €) entspricht da gleich mehreren Prozent vom Aktienkurs.

So etwas reizt manchen Investor, auch wenn es eher ein Liebhaberei-Aspekt ist.

Exklusivität und Sammlerwert

Manche Sachdividenden haben einen ideellen oder sogar Sammlerwert, der über den reinen Verkaufswert hinausgeht. Der Lindt-Schokoladenkoffer etwa wird jährlich in limitierter Stückzahl an Aktionäre ausgegeben und auf eBay teilweise für über 1.000 € gehandelt, weil Sammler bereit sind, dafür ein Vielfaches des Schokoladenwertes zu zahlen. Ähnliches gilt für die speziellen Swatch-Aktionärsuhren – Uhrenliebhaber sammeln diese Editionen leidenschaftlich. Für die Aktionäre, die sie erhalten, sind diese Dinge oft Prestigeobjekte.

Man zeigt stolz seinen Freunden: “Schau mal, diese Uhr bekommt nur, wer Swatch-Aktionär ist.” Dieser immaterielle Wert – das Gefühl, Teil eines exklusiven Kreises zu sein – sollte nicht unterschätzt werden.

Kunden werden zu Aktionären (und umgekehrt)

Aus Sicht der Unternehmen sind Sachdividenden auch deswegen clever, weil sie Aktionäre an die Marke binden und oft zu Kunden machen.

Für Anleger kann es genauso ein Vorteil sein: Man identifiziert sich stärker mit der Firma, probiert vielleicht erstmals die Produkte aus, weil man sie geschenkt bekommt, und bleibt dem Unternehmen länger treu. Es entsteht eine Art Win-Win-Loyalität: Der Aktionär freut sich über Vorteile, das Unternehmen gewinnt im besten Fall einen begeisterten Stammkunden. Diese Verbundenheit kann für Anleger durchaus ein Plus sein – man investiert nicht mehr anonym irgendwo, sondern in eine Firma, mit der man auch als Verbraucher gern zu tun hat.

Schonung der Unternehmensliquidität

Ein etwas technischeres Argument: Sachdividenden belasten die Liquidität des Unternehmens weniger als Bargeld-Dividenden.

Für Anleger könnte das langfristig positiv sein, da das Unternehmen mehr Geld für Wachstum behält. Wenn zum Beispiel ein Reiseanbieter statt 100 € in bar nur ein Bordguthaben gewährt, entstehen dem Unternehmen oft geringere Kosten (der interne Wert des Guthabens kann niedriger sein als sein Nennwert, oder es wird nur bei tatsächlicher Einlösung Aufwand fällig). Dieses Einsparen von Cash kann helfen, dass das Unternehmen stabiler wirtschaftet – letztlich im Interesse der Aktionäre. Zwar spürt der einzelne Anleger diesen Vorteil nicht direkt im Portemonnaie, aber indirekt kann es sich in einer besseren Geschäftsentwicklung niederschlagen.

Natürlich sollte man die Vorteile realistisch betrachten: Die meisten Sachdividenden sind nette Dreingaben, aber kein Ersatz für solide finanzielle Performance. Wie Anleger in Foren sagen: “Sachdividenden sind eine schöne Zugabe, aber definitiv kein Grund, allein deswegen in eine Aktie zu investieren.”. Dieser Punkt führt uns direkt zu den möglichen Kehrseiten.

Nachteile und Risiken von Sachdividenden

Wo Licht ist, ist auch Schatten – das gilt auch bei Sachdividenden. Bevor man nun eifrig Aktien kauft nur wegen Schokolade und Co., sollte man die Nachteile kennen:

Kein Ersatz für Rendite

Sachdividenden sind meist kleine Extras, die finanziell den Braten nicht fett machen. So schön 4 kg Schokolade auch sind – die Lindt-Aktie etwa hat einen stolzen Preis, und der Schoko-Koffer entspricht weniger als 1 % Rendite pro Jahr.

Renditetreiber sind Sachdividenden in der Regel nicht. Wer also nur wegen des Goodies investiert, kann schnell enttäuscht werden, wenn die Aktienkurs-Performance ausbleibt oder der Gelddividende niedrig ist. Die Kernentscheidung für ein Investment sollte immer die Qualität und Zukunft des Unternehmens sein – die Sachdividende allenfalls das Sahnehäubchen obendrauf.

Potenzielle Steuerfallen

Wie oben beschrieben, sind Sachdividenden steuerpflichtig. Das kann einem unvorbereiteten Anleger leicht Kopfschmerzen bereiten. Beispiel: Du hältst 100 Carnival-Aktien für 2.000 € und freust dich über 200 € Bordguthaben bei deiner nächsten Kreuzfahrt. Steuerlich musst du diese 200 € aber als Kapitalertrag versteuern, was rund 50 € Steuer ausmacht. Diese 50 € hast du jedoch nicht in bar bekommen – du musst sie also anderweitig begleichen (dein restlicher Gewinn oder aus der eigenen Tasche).

Die wirtschaftliche Nettowirkung des Vorteils schrumpft dadurch. Außerdem ist es mehr Aufwand, solche Sachleistungen in der Steuererklärung anzugeben. Unterm Strich kann die Steuer die Freude schmälern, insbesondere wenn man den Vorteil gar nicht voll nutzt (ein Gutschein verfällt vielleicht teilweise, aber versteuert werden muss trotzdem sein voller Wert).

Höherer Aufwand und Bedingungen

Um eine Sachdividende zu bekommen, muss man sich mitunter durch gewisse bürokratische Schritte bewegen: Anmeldungen, Nachweise, Teilnahme an der HV, Eintragung ins Namensregister usw.

Das kostet Zeit und Mühe. Wer einfach nur passiv investieren will, für den sind Sachdividenden eher lästig. Hinzu kommt: Manche Vorteile gelten nur für Aktionäre mit Wohnsitz im Inland des Unternehmens. Schweizer Firmen z.B. verlangen oft eine Adresse in der Schweiz für den Versand – deutsche Anleger müssen dann kreative Lösungen finden (Bekannte in der Schweiz, Paketweiterleitung etc.). Nicht jeder möchte sich solchen Aufwand antun, insbesondere für überschaubare Gegenleistungen. Wenn man Pech hat, verpasst man eine Frist oder vergisst den Antrag – dann geht man trotz Aktien leer aus. Kurz gesagt: Man muss aktiv dranbleiben, um die Sachdividende tatsächlich zu realisieren.

Konzentrationsrisiko und falsche Anreize

Die Aussicht auf eine Sachdividende könnte Anleger verleiten, Aktien nur wegen des Bonus zu kaufen, selbst wenn das Unternehmen fundamental nicht überzeugt. Das birgt das Risiko, dass man ein Klumpenrisiko eingeht oder in schlechte Firmen investiert, bloß um ein Geschenk zu erhalten. Ein oft genanntes Beispiel ist Lindt & Sprüngli: Einige Privatanleger halten diese sehr teure Aktie primär wegen der Schokolade, obwohl ihre gesamte Ersparnis dann in einem einzelnen Titel steckt – aus Portfoliosicht ein hohes Risiko.

Die attraktive Sachdividende kann also zu unvernünftigem Investitionsverhalten verleiten. Zudem kann ein Unternehmen den Bonus jederzeit streichen, wenn es muss – dann steht man ohne Goodie, aber mit der Aktie da. Wer also nur wegen der Naturaldividende investiert hat, sitzt möglicherweise in der Falle.

Begrenzter tatsächlicher Nutzen

Nicht jede Sachdividende passt zu jedem Anleger. Ein Vegetarier kann mit dem Sixpack Bier vielleicht nichts anfangen, ein Diabetiker nichts mit dem Schokoladenkoffer. Ein junger Berufstätiger, der nie Zeit zum Verreisen hat, zieht keinen Nutzen aus einem Kreuzfahrt-Guthaben. Oft muss man zusätzliche Ausgaben tätigen, um den Vorteil zu nutzen – etwa eine Kreuzfahrt buchen oder bei der eigenen Firma shoppen gehen. Der Rabatt oder Gutschein verleitet eventuell sogar zu Mehrkonsum.

Beispiel: “Weil ich 15 % Aktionärsrabatt bekomme, miete ich mir vielleicht öfter ein Auto bei Sixt als nötig.” Unterm Strich kann es sein, dass man Geld ausgibt, nur um den Bonus nicht verfallen zu lassen. Dann ist fraglich, ob die Sachdividende wirklich ein Gewinn ist.

Keine freie Verwendbarkeit

Ein zentraler Unterschied zur Bardividende: Sachdividenden sind nicht flexibel einsetzbar. Geld könnte man nach Belieben reinvestieren, sparen oder anders ausgeben. Sachleistungen hingegen sind festgelegt – man bekommt genau das, was die Firma anbietet.

Braucht man es nicht, hat man Pech (oder man versucht, es zu verkaufen, was aber Aufwand bedeutet). Die Fungibilität von Sachdividenden ist geringer als die von Geld. Das kann manchem Anleger als Nachteil erscheinen, vor allem wenn die persönlichen Vorlieben nicht mit dem Geschenk übereinstimmen. In Fachkreisen heißt es daher: Je besser eine Sachdividende fungibel ist (d.h. leicht zu Geld zu machen), desto weniger Einwände gibt es, aber oft sind es gerade die ungewöhnlichen, nicht fungiblen Dinge, die gegeben werden.

Zusammengefasst sollte man Sachdividenden eher als nette Bonus-Prämien sehen, nicht als Kernargument für ein Investment. Sie haben ihren Charme, können aber niemals andere fundamentale Faktoren ersetzen. Deshalb raten Experten, die Aktie immer ganzheitlich zu bewerten – stimmt die finanzielle Performance nicht, tröstet auch ein Geschenkkorb nicht darüber hinweg.

Beispiele aus der Praxis: Welche Unternehmen zahlen Sachdividenden?

Nach all der Theorie werfen wir nun einen Blick auf konkrete Unternehmen und ihre Sachdividenden.

Einige dieser Beispiele sind echte Klassiker und teils seit Jahrzehnten Tradition, andere sind neuere Entwicklungen. Besonders im Fokus stehen deutsche Unternehmen (Stand 2025), die aktuell Sachdividenden anbieten – denn diese sind rar, aber es gibt sie. Darüber hinaus stelle ich auch ein paar internationale Beispiele vor, die oft erwähnt werden, damit du ein Gefühl für die Bandbreite bekommst.

Welche deutsche Unternehmen zahlen eine Sachdividende?

In Deutschland sind Sachdividenden eher die Ausnahme als die Regel. Dennoch gibt es ein paar interessante Fälle, in denen Aktionäre hierzulande von Naturaldividenden profitieren können:

Einbecker Brauhaus AG (Deutschland)

Die Traditionsbrauerei aus Niedersachsen belohnt ihre Aktionäre jedes Jahr auf der Hauptversammlung mit Bier. Inhaber von mindestens einer Aktie erhalten ein Sixpack Bier (6 Flaschen) gratis als Sachdividende. Diese “Bierdividende” hat Kultcharakter und ist vor allem für lokale Aktionäre nett – man verbindet den HV-Besuch mit einem handfesten Genuss. (Gelddividende zahlt die kleine Brauerei hingegen oft gar nicht oder nur minimal.)

Zoologischer Garten Berlin AG (Deutschland)

Wer Tierliebhaber ist, könnte am Berliner Zoo als Aktionär Freude haben. Jeder Aktionär des Zoo Berlin hat lebenslang kostenlosen Eintritt in den Zoo (und je nach Aktiengattung auch ins Aquarium). Die Aktien des Zoos sind zwar teuer (mehrere tausend Euro pro Stück) und selten handelbar, doch sie fungieren im Grunde wie eine Lebensdauerkarte. Zusätzlich kann man für einmalig 675 € eine persönliche Dauerkarte erwerben, mit der man für sich und zwei Begleitpersonen lebenslang freien Eintritt erhält.

Diese Sachleistung ist einzigartig – man wird quasi Mitglied auf Lebenszeit. Für Viel-Besucher kann sich das lohnen; rein finanziell müsste man jedoch sehr oft hingehen, um den Gegenwert der Aktie herauszuholen.

Sixt SE (Deutschland)

Aktionärsrabatt von 15–20 % auf Mietwagen. Sixt, der große Autovermieter, bietet allen Anteilseignern einen dauerhaften Rabattcode für Buchungen. Schon mit einer einzigen Sixt-Stamm- oder Vorzugsaktie (Kurs um die 100 € bzw. 60 €) kann man diesen Vorteil nutzen. Man muss dafür den Besitz der Aktie nachweisen und bekommt dann im Kundenkonto den sogenannten “Diamond-Discount” hinterlegt. Dieser Rabatt gilt weltweit bei Sixt und kann für Vielfahrer sehr attraktiv sein.

Es gibt sogar Aktiensparer, die speziell eine Sixt-Aktie im Depot haben “für die Urlaubsmiete”. Achtung: Der Rabatt ist zwar unbegrenzt gültig, aber natürlich kein Ersatz für Dividendenzahlungen – Sixt zahlt zusätzlich auch reguläre Bardividenden an seine Aktionäre.

MW Mosel-Weinberg AG (Deutschland)

Dies ist ein kleinerer und nicht börsennotierter Weinbaubetrieb, aber als Anekdote interessant. Die AG bietet nämlich ihren Vorzugsaktionären jährlich eine Flasche „Dividendenwein“ als Ausschüttung an.

Man hält also Anteile am Weinberg und bekommt dafür Wein geliefert. Dieses Beispiel zeigt, dass Sachdividenden gerade bei kleinen, inhabergeführten Unternehmen in Deutschland vorkommen, oft in Form der eigenen Erzeugnisse (Wein, Spirituosen, regionale Produkte). Allerdings sind solche Aktien meist schwer handelbar und mehr Liebhaberei als Investment.

Neben diesen Beispielen gibt es in Deutschland nur wenige weitere aktuelle Fälle. Einige große Konzerne erwogen in der Vergangenheit Aktionärsboni (z.B. Reisegutscheine bei TUI wurden diskutiert), haben sie aber nicht dauerhaft eingeführt. Oftmals bleibt es bei einmaligen Aktionen oder begrenzten Programmen. Ein Beispiel: Die Deutsche Telekom bot vor vielen Jahren neuen Aktionären ein Telefon als Prämie an – allerdings nicht als Dividende, sondern als Willkommensgeschenk beim Börsengang. Solche Dinge sind mehr Marketing als echte Sachdividende.

Diese internationalen Unternehmen leisten eine Sachdividende an ihre Aktionäre

Über die Grenzen Deutschlands hinaus gibt es zahlreiche Firmen, die kreative Sachdividenden bieten.

Hier eine Auswahl der bekanntesten und interessantesten weltweiten Beispiele – viele davon werden auch in deutschen Anlegerkreisen gerne gesammelt:

Lindt & Sprüngli AG (Schweiz)

Jährlicher Schokoladenkoffer (~4 kg). Lindt ist der Inbegriff der Sachdividende: Eingetragene Namensaktionäre erhalten jedes Jahr zur Generalversammlung einen großen blauen Lindt-Koffer voll mit Pralinen und Schokolade.

Der Inhalt hat einen Gegenwert von ca. 300–400 €. Allerdings muss man dafür mindestens eine Lindt-Aktie (ISIN CH0010570759) besitzen, die über 100.000 € kostet, und man muss zur Hauptversammlung in der Schweiz erscheinen (bzw. jemanden hinschicken). Trotz des hohen Preises ist der Lindt-Koffer legendär – viele Aktionäre schätzen ihn als Highlight des Jahres. Wer nicht naschen will, kann ihn theoretisch gewinnbringend verkaufen (Sammler zahlen teils hohe Preise). Neben dem Koffer schüttet Lindt übrigens auch normal Dividende in Cash aus, so dass der Schoko-Bonus tatsächlich nur eine Draufgabe für treue Anteilseigner ist.

Calida AG (Schweiz)

Gutschein/Rabatt für hochwertige Pyjamas. Die Wäsche- und Bekleidungsfirma Calida war lange für ihre Sachdividende bekannt: Bis einschließlich 2024 bekamen Aktionäre jährlich einen 100 CHF Gutschein, um im Calida-Shop einen Schlafanzug oder andere Kleidung zu bestellen. Voraussetzung waren 20 gehaltene Aktien. Viele Privatanleger nutzten das gern – wer mag nicht einen kuscheligen Pyjama gratis? Allerdings hat Calida zur Hauptversammlung 2025 angekündigt, das Programm umzustellen: Statt des großen Gutscheins gibt es fortan nur noch einen Rabattcode (z.B. 30 % Nachlass) für Aktionäre. Offenbar wurden die vollen Gutscheine zu kostspielig. Dieses Beispiel zeigt, dass Sachdividenden sich ändern können.

Trotzdem bleibt Calida ein populärer Wert unter Fans, allein schon wegen der früheren Tradition.

Swatch Group AG (Schweiz)

Jährliche Sonderedition-Armbanduhr. Der Uhrenkonzern (Marken Swatch, Omega, Tissot etc.) belohnt Aktionäre mit einer exklusiven Swatch-Uhr pro Jahr. Es handelt sich um spezielle Designs, oft mit Bezug zur Firma oder Aktionärsthematik, die nicht im Handel erhältlich sind. Schon eine Aktie genügt, aber man braucht auch hier eine schweizerische Versandadresse oder muss die Uhr auf der Generalversammlung abholen. Viele deutsche Fans organisieren das über Bekannte in der Schweiz.

Der geschätzte Wert der Uhr liegt meist um 50–80 €, was im Verhältnis zum Aktienkurs (rund 150–200 €) gar nicht so schlecht ist. Für Uhrensammler ist diese Naturaldividende ein echtes Schmankerl.

LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton (Frankreich)

Mitgliedschaft im LVMH-Aktionärsclub. LVMH, der weltgrößte Luxusgüterkonzern (u.a. Marken wie Louis Vuitton, Moët, Dior, Fendi), bietet Aktionären mit mindestens einer Aktie Zugang zum exklusiven “Club Aktionnaires”. Mitglieder erhalten Einladungen zu Ausstellungen, Pre-Sales für bestimmte Produkte, und ein hübsches jährliches Jahrbuch des Konzerns. Zudem gibt es manchmal vergünstigte Einladungen zu Weinproben (Moët Champagner) oder Besichtigungen von Manufakturen.

Konkrete geldwerte Vorteile (Rabatte auf Handtaschen etwa) gibt es kaum, aber allein der Status ist für viele Fans attraktiv. Es ist ein Beispiel, wie ein Unternehmen seine Anteilseigner als Markenbotschafter betrachtet und an sich bindet.

L’Oréal S.A. (Frankreich)

Bonusdividende für Langfristanleger (Treueprämie). Der Kosmetikriese L’Oréal geht einen etwas anderen Weg: Hier gibt es keine Produkte, sondern zusätzliche Bardividende.

Wer seine L’Oréal-Aktien mindestens 2 volle Kalenderjahre hält und im Namensregister eingetragen ist, erhält auf die reguläre Dividende einen 10 % Bonus obendrauf. Das heißt, geduldige Aktionäre werden mit etwas mehr Geld belohnt (z.B. statt 4 € Dividende gibt es 4,40 €). Diese “loyalty dividend” ist zwar keine Sachdividende im engeren Sinne (weil es Geld ist), aber sie zählt zu Shareholder-Benefits. Interessanterweise ist dieser Treuebonus in Frankreich gesetzlich ermöglicht worden, um langfristiges Aktionärstum zu fördern. Für Anleger ist es steuerlich normal Dividende. Es zeigt aber eine weitere Facette: Zeit als Kriterium – während man bei anderen Sachdividenden eine bestimmte Aktienanzahl braucht, belohnt L’Oréal die Haltedauer.

Carnival Corporation & plc (USA/UK)

Bordguthaben für Kreuzfahrten. Carnival, zu dem auch die deutsche AIDA gehört, hatten wir schon erwähnt: 100 Aktien genügen, um auf Kreuzfahrten der Marken Carnival, AIDA, Costa, Cunard etc. ein Bordguthaben zu erhalten (40 € bei kurzer Reise, 75 € bei mittlerer, 200 € bei langer Reise). Dieses Programm gibt es schon viele Jahre und wird von Kreuzfahrt-Liebhabern genutzt. Man muss das Guthaben vor jeder Reise neu beantragen und den Aktienbesitz nachweisen. Vom Prinzip her ist es ein Rabatt, aber in fester Euro-Summe. Für regelmäßige Kreuzfahrer kann der effektive Urlaubs-Rückfluss attraktiv sein. Man sollte aber bedenken: Carnival zahlte in jüngerer Vergangenheit wenig bis keine Cash-Dividende (wegen Krise), sodass die Sachdividende hier teils der einzige Aktionärsertrag war.

Accor S.A. (Frankreich)

Hotel-Statusvorteile. Wie erwähnt, belohnt Accor (Hotelkette mit Marken wie Sofitel, Mercure, Ibis) seine Aktionäre mit einem Gold Status im Accor Live Limitless Programm für zwei Jahre, sofern man 50 Aktien hält und sich registriert. Normalerweise müsste man dafür viele Nächte im Hotel verbringen, so ist es ein netter Shortcut zu Upgrades und Late Check-out. Nach zwei Jahren muss man die Aktien weiterhin halten, um den Status zu verlängern. Rein finanziell ist es schwer zu bemessen, aber Vielflieger schätzen solche Statusvorteile hoch ein.

Royal Caribbean Group & Norwegian Cruise Line (USA)

Ähnlich wie bei Carnival. Beide großen Kreuzfahrtunternehmen abseits von Carnival bieten ebenfalls Bordguthaben für Aktionäre an, mit ähnlichen Konditionen (mind. 100 Aktien). Das Prinzip ist gleich: Aktionär sein, Reise buchen, Vorteil erhalten.

Rigi Bahnen AG (Schweiz)

Freifahrten mit Bergbahnen. Zum Abschluss ein charmantes Schweizer Beispiel: Die Rigi Bahnen (eine Bergbahn im Kanton Schwyz) gewähren ihren Aktionären jährlich eine Gratis-Tageskarte für die Berg- und Talfahrt auf die Rigi. Voraussetzung ist, an der Hauptversammlung teilzunehmen oder zumindest Namensaktionär zu sein. Das Ticket hat ca. 70 CHF Wert. Das zeigt: Gerade in der Schweiz gibt es viele regionale kleine Aktiengesellschaften (Seilbahnen, Bäder, Verkehrsbetriebe), die ihren Anteilseignern Freikarten oder Rabatte bieten, um Einheimische als Investoren zu gewinnen. In Deutschland gibt es Vergleichbares weniger, aber z.B. lokale Banken in Form von Genossenschaften geben Mitgliedern ja auch Vorteile (das wäre allerdings wieder ein anderes Thema).

Diese Liste ließe sich noch fortsetzen – es gibt z.B. Unternehmen, die Kalender, Bücher, Weinflaschen oder Elektronikgeräte als Sachdividende ausgeben. Doch die genannten Beispiele sind die wohl bekanntesten und decken die wichtigsten Arten ab. Man sieht: Sachdividenden sind kein Massenphänomen, aber doch in bestimmten Branchen (Luxus, Konsum, Tourismus) verbreitet und von vielen Anlegern geschätzt.

Historische Entwicklung: Wie haben sich Sachdividenden über die Jahre hinweg entwickelt?

Abschließend lohnt sich ein Blick darauf, wie Sachdividenden sich über die Jahre verändert haben.

Die Idee, Aktionäre mit Naturalien zu belohnen, ist keineswegs neu. Schon vor Jahrzehnten – als Aktien noch oft in Händen von Familien und regionalen Anlegern waren – gab es solche Bräuche. Beispielsweise ist die Bier-Sachdividende deutscher Brauereien ein alter Hut: Früher war es gar nicht unüblich, dass lokale Brauereien ihren Anteilseignern Freibierkontingente zubilligten. Das stärkte die Bindung zur Brauerei und machte die Aktien attraktiver für Bürger der Region. Ähnlich hatten manche Banken oder Unternehmen im 20. Jahrhundert “Kundensparscheine” oder Einkaufsrabatte für Aktionäre. Allerdings waren solche Modelle meist informell und nicht standardisiert.

In den letzten Jahren hat das Thema Sachdividende eher neue Aufmerksamkeit bekommen, gerade durch die Popularität in Finanzmedien und Blogs. Um 2010 herum war davon selten die Rede, doch mittlerweile listen diverse Webseiten “Aktien mit Sachdividende” auf und tauschen sich Privatanleger darüber aus. Das liegt auch an ein paar spektakulären Beispielen, die viral gingen – z.B. der Lindt-Schokoladenkoffer, über den immer wieder berichtet wurde (einfach weil die Vorstellung so charmant ist). Medienartikel wie “Fünf Aktien mit ausgefallenen Sachdividenden” tauchten in großen Zeitungen auf, was das Interesse weckte.

Historische Veränderungen gab es vor allem, wenn Unternehmen ihre Politik anpassten oder einstellen mussten. Ein aktuelles Beispiel ist wieder Calida: Viele Jahre war der kostenlose Pyjama fester Bestandteil – ab 2025 wurde er zum bloßen Rabatt degradiert, vermutlich um Kosten zu sparen oder weil viele Gutscheine ungenutzt blieben. Solche Änderungen zeigen, dass Sachdividenden kein verbrieftes Recht sind. Ähnliches passierte bei Disney: Einst gab es für Aktionäre einen Rabatt auf Eintrittskarten in Disneyland und einen exklusiven Online-Shop. Diese Vorteile wurden 2020 ersatzlos gestrichen, als Disney seine Aktionärsstruktur änderte. Auch Lufthansa hatte mal über Vorteile für Aktionäre nachgedacht (etwa einen Vielflieger-Status), aber nichts Dauerhaftes eingeführt.

Die Corona-Pandemie 2020–2021 brachte ebenfalls Einschnitte: Viele Hauptversammlungen fanden virtuell statt, sodass physische Geschenke nicht verteilt werden konnten. Lindt etwa musste 2020 den Schoko-Koffer versenden oder Gutscheine ausgeben, da keine Präsenzversammlung war – ein großer logistische Aufwand. Einige Unternehmen pausierten ihre Aktionärsrabatte, wenn das Geschäft selbst litt (Carnival zahlte zeitweise keine Dividende und bewarb auch den Bonus weniger, als Kreuzfahrten ausfielen). Nach Corona nahmen die meisten aber ihre Programme wieder auf, sobald die Normalität zurückkehrte.

Ein interessanter historischer Aspekt ist auch, dass gesetzliche Rahmenbedingungen manchmal eine Rolle spielen. In Deutschland sind Sachdividenden erlaubt, solange die Hauptversammlung dem zustimmt (denn formal ist es ja eine Gewinnverwendung). Es gab Diskussionen, ob z.B. Aktiengesellschaften hierzulande freiwillige Sachleistungen ohne HV-Beschluss geben dürfen. Letztlich hat sich gezeigt: Solange es zusätzliche freiwillige Leistungen sind (also nicht anstatt der Bardividende, sondern obendrauf), sieht niemand ein Problem darin. Immerhin wird die Steuer ja entrichtet. In anderen Ländern, wie erwähnt Frankreich, wurde das Konzept der Treuebonus-Dividende per Gesetz sogar gefördert.

Man kann zusammenfassen: Sachdividenden bleiben ein Nischen-Phänomen, doch eines mit Charme und Tradition. Einige der berühmtesten Beispiele (Lindt, Einbecker, Swatch) werden vermutlich weiterbestehen, solange es Aktionäre zu begeistern gilt. Andere könnten kommen oder gehen, je nachdem ob Firmen es sich leisten können oder ob es zum Image passt. Für Anleger heißt das: Es lohnt sich, ab und an einen Blick auf die Investor-Relations-Seiten der Lieblingsfirmen zu werfen – vielleicht entdeckt man dort ein Schmankerl, von dem man noch gar nichts wusste.

Fazit

Sachdividenden sind eine spannende Dreingabe in der Welt der Aktien. Für absolute Einsteiger mag es erstaunlich sein, dass man als Teilhaber einer Firma nicht nur Dividenden in Euro, sondern mit Glück auch Naturalien wie Schokolade, Bier oder Reiseguthaben erhalten kann. In diesem Artikel haben wir gesehen, dass Sachdividenden vielfältige Formen annehmen – von handfesten Produkten über Rabatte bis hin zu Club-Mitgliedschaften. Wir haben gelernt, wie man sie erhält, welche steuerlichen Regeln gelten und worin die Chancen und Risiken liegen. Die zahlreichen Beispiele – ob von deutschen Firmen wie Sixt, Einbecker und Zoo Berlin oder von internationalen Größen wie Lindt, Calida und Carnival – zeigen, dass diese Idee weltweit gelebt wird, wenn auch in kleinem Umfang.

Für dich als Anleger gilt: Eine Sachdividende kann das Tüpfelchen auf dem i sein, aber baue deine Investmententscheidung nie ausschließlich darauf auf. Freu dich an den Extras, doch verliere nicht das große Ganze aus den Augen. Eine Aktie sollte zu dir passen, in dein Portfolio und zu deinen Zielen – dann sind Schokokoffer & Co. umso willkommener. Wer bereits investiert ist, der sollte ruhig prüfen, ob es von seinen Firmen Shareholder-Benefits gibt, und diese nutzen. Schließlich lässt man ungern etwas liegen, was einem zusteht.

Am Ende verbinden Sachdividenden zwei Welten: die Finanzwelt und die reale Welt. Sie erinnern daran, dass hinter abstrakten Aktienkursen echte Unternehmen mit echten Produkten stehen. Und sie sorgen für manche nette Anekdote auf Aktionärsversammlungen. In diesem Sinne: Mögen deine Investments nicht nur Rendite, sondern ab und zu auch Freude zum Anfassen bringen!

Quellen und weiterführende Informationen

  • Finanzwissen.de – “Die Sachdividende beim Investieren – so funktioniert sie” (aktualisiert am 10.01.2025): Übersicht und Beispiele zu Sachdividenden, inkl. deutscher Firmen.
  • Aktiengram.de – “Sachdividende” (Letzte Aktualisierung 19. März 2025): Blogbeitrag mit Definition und aktuellen Änderungen, z.B. Calida Gutschein zu Rabatt.
  • CapTrader.com – “Sachdividende: Vorteile & steuerliche Behandlung”: Erläuterung der steuerlichen Handhabung von Sachdividenden in Deutschland.
  • Erfolgsquelle.net – “34 interessante Aktien mit Sachdividende” (20. März 2024): Liste und Kategorien von Sachdividenden, mit vielen Beispielen (Lindt, Sixt, LVMH, Einbecker, Zoo Berlin u.a.)
  • Finanzfluss.de – “Von Schlafanzügen und Schokoladenkoffern: Der Reiz der Sachdividende” (12. Nov. 2021): Artikel für Einsteiger mit Erklärung der Arten (Geschenke, Rabatte, Clubs)
  • AlleAktien.com – “Sachdividenden: Tatsächlich unbezahlbar oder doch nur PR?” (12. Juli 2023): Kritische Analyse der Vor- und Nachteile; u.a. Lindt-Koffer (~400 € Wert) kein Rendite-Treiber
  • Fiducation.de – “Bei diesen 5 Aktien gibt es Sachwerte…” (2023): Artikel mit Step-by-Step-Anleitungen, z.B. Carnival AIDA-Bordguthaben und Berliner Zoo freier Eintritt
  • Onvista/Handelsblatt – “Fünf Aktien mit ausgefallenen Sachdividenden” (Beispielartikel): Nennt Rabatte, Guthaben oder Geschenke u.a. bei Sixt, Einbecker, Lindt (Handelsblatt, 2021)
  • Gesetzestext: § 20 Abs.1 Nr.1 Einkommensteuergesetz (EStG) – definiert steuerpflichtige Kapitaleinkünfte, inkl. Sachleistungen
Inhalt
Inhaltsverzeichnis

Jetzt investieren lernen

Jetzt downloaden und mit 3-minütigen Lernmodulen, Expertenwissen und all-inclusive Investieren loslegen.

FAQ

No items found.

Autorenbox

Sie ist Gründerin von beatvest. Als sie vor einigen Jahren zu Investieren begonnen hatte, fiel ihr persönlich das Problem der Finanzmärkte auf. Das Wissen ist wild verteilt und überwältigend. Man macht sich bei der Auswahl der richtigen Investmentprodukte sorgen und braucht lange bis man Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Doch so muss es nicht sein.

Ähnliche Beiträge

/* URL fixes */