Wenn du zehn Jahre lang gearbeitet hast, ist das auf den ersten Blick nicht viel im Rentensystem – aber es ist nicht nichts.
Und es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Denn auch mit nur zehn Beitragsjahren bekommst du eine eigene gesetzliche Altersrente – sofern du mindestens fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast.
Die entscheidende Frage ist: Wie viel hast du in diesen zehn Jahren verdient? Denn die Rentenhöhe hängt nicht einfach von der Anzahl der Jahre ab, sondern davon, wie viele Entgeltpunkte du dabei gesammelt hast. Und je nach Einkommen und Lebenssituation können es deutlich mehr oder weniger Punkte sein.
Wie viel Rente erhalte ich nach 10 Jahren Arbeit?
Die Berechnungsformel ist wie bei allen gesetzlichen Renten: Entgeltpunkte mal aktueller Rentenwert = Bruttorente
Für 2025 liegt der aktuelle Rentenwert bei 40,79 Euro pro Entgeltpunkt.
Wenn du also zehn Jahre lang durchschnittlich verdient hast (also das, was als Durchschnittseinkommen in Deutschland zählt), sammelst du 1 Entgeltpunkt pro Jahr. Das ergibt in Summe:
- 10 Entgeltpunkte
- 10 × 40,79 Euro = 407,90 Euro brutto pro Monat
Davon werden noch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen. Aktuell sind das zusammen 8,2 Prozent. Das macht:
- 407,90 Euro × 0,922 = etwa 376 Euro netto pro Monat
Das ist die Basis, wenn du durchschnittlich verdient hast. Je nachdem, wie viel du tatsächlich verdient hast, kann die Rente niedriger oder höher ausfallen.
Welche Faktoren beeinflussen die Rentenhöhe nach 10 Jahren?
Zehn Jahre Arbeit – das ist auf dem Rentenkonto mehr als nichts, aber eben auch noch nicht viel. Und trotzdem: Auch mit 10 Beitragsjahren hast du Anspruch auf eine eigene gesetzliche Rente, solange du mindestens fünf Jahre lang Beiträge gezahlt hast. Die Höhe hängt dann nicht nur von der Zeit ab, sondern vor allem von deinem Einkommen, deinem Lebensweg und den Zeiten, die zusätzlich angerechnet werden können.
Du willst wissen, wie viel dabei für dich rauskommen kann? Dann lohnt sich der Blick auf die wichtigsten Einflussfaktoren.
1. Dein Einkommen während dieser Jahre
Der wichtigste Punkt überhaupt. In der gesetzlichen Rente zählt, wie viel du verdient hast – und zwar im Verhältnis zum bundesweiten Durchschnitt.
Wenn du genau das Durchschnittseinkommen hattest, bekommst du für jedes Jahr 1,0 Entgeltpunkt. Bei halbem Einkommen sind es 0,5 Punkte, bei 150 Prozent Verdienst eben 1,5 Punkte. Jeder Punkt bringt dir aktuell 40,79 Euro brutto im Monat.
Beispiel:
- 10 Jahre Durchschnittsverdienst → 10 Punkte → ca. 408 Euro brutto
- 10 Jahre halbes Einkommen → 5 Punkte → ca. 204 Euro brutto
- 10 Jahre überdurchschnittlich → 15 Punkte → ca. 612 Euro brutto
2. Kindererziehungszeiten
Kinder großziehen ist rentenwirksam – auch ohne Job in der Zeit. Für jedes Kind werden dir bis zu drei Jahre angerechnet, mit 0,6 bis 0,75 Punkten pro Jahr.
Das bedeutet konkret:
- 1 Kind = ca. 1,8 bis 2,25 Punkte
- 2 Kinder = ca. 3,6 bis 4,5 Punkte
- Diese Punkte zählen genauso wie Arbeitsjahre und steigern deine Rente spürbar
3. Pflege von Angehörigen
Wenn du einen Angehörigen mit Pflegegrad zu Hause versorgt hast, zahlt die Pflegekasse Rentenbeiträge für dich. Die Höhe hängt vom Pflegegrad und der Pflegedauer ab.
Je nach Umfang bekommst du:
- ca. 0,3 bis 0,7 Entgeltpunkte pro Jahr
- Bei 5 Jahren Pflege können das schnell 2 bis 3 Punkte zusätzlich sein
- Auch wenn du nicht gearbeitet hast, wird dir diese Zeit gutgeschrieben
4. Renteneintrittsalter
Wann du in Rente gehst, wirkt sich direkt auf die Höhe aus. Wer früher geht, bekommt weniger – dauerhaft.
Beispielrechnung:
- Rentenbeginn mit 67 → volle Rente
- Rentenbeginn mit 64 → Abschlag von 10,8 %
- Bei 376 Euro netto macht das ca. 41 Euro weniger – also nur noch 335 Euro
Und diese Kürzung bleibt für immer. Umgekehrt: Wer später geht, bekommt Zuschläge.
5. Anrechenbare Zeiten neben der Arbeit
Nicht nur echte Berufsjahre zählen. Auch andere Phasen können dir helfen, wichtige Wartezeiten zu erfüllen oder das Rentenkonto zu füllen.
Dazu gehören:
- Zeiten mit Arbeitslosengeld I
- Krankengeldphasen (z. B. bei längerer Erkrankung)
- Übergangszeiten nach Ausbildung oder Studium
- Schulzeiten nach dem 17. Lebensjahr (begrenzt)
- Freiwillige Beiträge in Phasen ohne Pflichtversicherung
Diese Zeiten bringen meist keine vollen Punkte, aber sie helfen dir, überhaupt Anspruch zu haben oder früher in Rente gehen zu dürfen.
6. Grundrente und Grundsicherung
Mit nur 10 Jahren kannst du die Grundrente nicht bekommen – dafür brauchst du mindestens 33 Jahre mit sogenannten Grundrentenzeiten. Dazu zählen nicht nur Arbeit, sondern auch Kindererziehung, Pflege, Minijobs, bestimmte Ausbildungszeiten.
Wenn die Rente später zu niedrig ist, kannst du trotzdem:
- Grundsicherung im Alter beantragen
- Die Rente wird dann auf etwa 900 Euro aufgestockt (je nach Miete und Bedarf)
- Das ist kein Extra-Bonus, sondern eine existenzsichernde Leistung vom Sozialamt
Die Zahl „10 Jahre“ allein sagt noch nichts über deine spätere Rente aus. Entscheidend ist, wie diese Jahre aussehen – ob du voll gearbeitet hast, wie viel du verdient hast und ob Kinder oder Pflegezeiten dazukamen.
Auch wenn es nicht für eine hohe Rente reicht, ist es der Anfang. Und wer weiß: Vielleicht steckt in deinem Rentenkonto mehr, als du gerade glaubst. Hol dir am besten eine persönliche Rentenauskunft – kostet nichts, bringt aber Klarheit.
Fallbeispiel: Wie viel Rente gibt es nach 10 Jahren Arbeit?
Michael ist 60 Jahre alt, lebt allein, keine Kinder, keine Pflegezeiten. Von seinem 30. bis zum 40. Lebensjahr hat er durchgehend gearbeitet, danach ist er länger erkrankt gewesen und kam nicht mehr zurück in den Beruf. Er fragt sich jetzt: Was bringt mir das eigentlich für die Rente – und reicht das für irgendwas?
Was hat Michael verdient?
Michael hat 10 Jahre lang als Einzelhandelskaufmann gearbeitet – durchgehend, ohne Unterbrechung.
Sein Einkommen lag dabei ziemlich genau im Bereich des bundesweiten Durchschnittsverdienstes. Das bedeutet: Er hat pro Jahr einen vollen Rentenpunkt gesammelt. Und das ist wichtig, denn genau diese Entgeltpunkte bestimmen, wie hoch seine spätere Rente ausfällt.
2025 ist ein Entgeltpunkt 40,79 Euro wert. Michael hat 10 Punkte gesammelt. Daraus ergibt sich:
- 10 × 40,79 Euro = 407,90 Euro brutto im Monat
Von dieser Bruttorente werden noch Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen – zusammen 8,2 Prozent.
Rechnet man das runter, bleiben:
- ca. 376 Euro netto im Monat
Das ist die Rente, die Michael bekommt, wenn er mit 67 Jahren in den Ruhestand geht, also ohne Abschläge.
Was wäre, wenn Michael früher in Rente geht?
Wenn Michael z. B. schon mit 64 statt mit 67 Jahren in Rente will, muss er drei Jahre früher aufhören. Das bringt einen dauerhaften Abschlag von 10,8 %.
- 376 Euro × 0,892 = etwa 335 Euro netto im Monat
Das bleibt dann lebenslang seine Rente, auch wenn er später älter wird oder mehr Bedarf hätte.
Hat Michael Anspruch auf Grundrente oder Aufstockung?
Für die Grundrente reichen 10 Jahre nicht – dafür bräuchte Michael mindestens 33 Jahre an sogenannten Grundrentenzeiten. Auch Pflege, Kindererziehung oder Minijobs zählen da mit rein, aber in seinem Fall sind diese Zeiten nicht vorhanden. Also keine Grundrente.
Die gute Nachricht: Wenn Michael keine weiteren Einkünfte oder Ersparnisse hat, kann er später Grundsicherung im Alter beantragen. Damit wird seine kleine Rente aufgestockt – zum Beispiel auf etwa 900 Euro monatlich, abhängig von Wohnort und Mietkosten. Dafür ist das Sozialamt zuständig.
Michaels Rentenberechnung auf einen Blick
Auch 10 Jahre Arbeit sichern dir eine eigene Rente. Sie ist zwar überschaubar, aber sie ist da. Im Fall von Michael wären das knapp 380 Euro netto – mehr, wenn er freiwillig weiter einzahlt oder später noch Anrechnungszeiten dazukommen. Weniger, wenn er früher aufhört.
Wenn das Geld nicht reicht, muss er nicht fallen – dafür gibt es die Grundsicherung. Aber wer mehr will, sollte so früh wie möglich prüfen, ob sich freiwillige Beiträge, Mini-Jobs, Kinderzeiten oder Pflegezeiten für die Rente nutzen lassen. Denn jeder Punkt zählt – und 10 Jahre sind nicht das Ende der Geschichte