In Deutschland zeigt sich ein klarer Trend, dass immer mehr Menschen in Aktien investieren.
Die Zahl der Aktionäre steigt kontinuierlich, auch wenn sie von Jahr zu Jahr Schwankungen unterliegt. Im Jahr 2024 lag die Zahl der Aktienbesitzer bei rund 12,1 Millionen – das entspricht etwa jedem sechsten Bundesbürger ab 14 Jahren. Doch wie sieht die Verteilung aus und wer sind diese Anleger? In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die aktuellen Zahlen und wie sich die Aktienkultur in Deutschland entwickelt hat.
Wie viele Menschen in Deutschland haben Aktien?
Im Jahr 2024 besitzen 12,1 Millionen Menschen in Deutschland Aktien, Aktienfonds oder ETFs.
Das entspricht etwa jedem sechsten Bundesbürger ab 14 Jahren. Auch wenn die Zahl im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist, bleibt sie weiterhin über der 12-Millionen-Marke. Dieser Rückgang zeigt sich vor allem bei direkten Aktionären: Nur noch 4,18 Millionen Menschen, das sind 5,9 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren, investieren direkt in Aktien.
Entwicklung der Aktionärszahlen in Deutschland
Die Zahl der Aktienbesitzer in Deutschland ist trotz der jüngsten Rückgänge immer noch auf einem hohen Niveau. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr lässt sich durch verschiedene Faktoren erklären, wie die Zinswende, hohe Inflation und geopolitische Spannungen. Dennoch wird der allgemeine Trend als langfristig positiv eingeschätzt. Besonders seit der Corona-Pandemie, die zu einem Anstieg bei den Aktienanlegern geführt hat, bleiben die Zahlen konstant.
Diese Daten zeigen, dass nach dem früheren Rekordhoch im Jahr 2001 die Aktionärszahlen zunächst deutlich sanken, um sich dann ab etwa 2014 wieder kontinuierlich zu erholen15. Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Aktienbesitzer um fast 50% gestiegen – ein deutlicher Hinweis auf die wachsende Bedeutung der Aktienanlage in Deutschland5
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Bei der Betrachtung nach Geschlecht zeigt sich, dass mehr Männer als Frauen in Aktien investieren.
2024 sind 7,72 Millionen Männer und 4,4 Millionen Frauen in Aktien investiert. Dies bedeutet eine Aktionärsquote von 22,2 Prozent bei den Männern und 12,3 Prozent bei den Frauen. Der Abstand zwischen den Geschlechtern hat sich in den letzten Jahren verringert, dennoch bleiben Frauen insgesamt noch unterrepräsentiert.
Außerdem gibt es in Deutschland große regionale Unterschiede: In Westdeutschland investiert etwa jeder Fünfte in Aktien, während es in Ostdeutschland nur etwas mehr als jeder Zehnte ist. Besonders hohe Quoten finden sich in den südlichen Bundesländern wie Baden-Württemberg (26,4 Prozent) und Bayern (21,2 Prozent).
Wie groß ist die durchschnittliche Depotgröße in Deutschland?
Die durchschnittliche Depotgröße der privaten Anleger in Deutschland liegt bei rund 34.900 Euro, basierend auf einer Gesamtberechnung von 1,2 Billionen Euro, die auf 34,39 Millionen Depots verteilt ist.
Diese Zahl zeigt, dass viele Anleger in Aktien und ETFs investieren, jedoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen und demografischen Gruppen. Die Berechnungen berücksichtigen ausschließlich Aktien und ETFs und nicht andere Anlageformen wie Anleihen oder Derivate. Die Berechnung der durchschnittlichen Depotgröße stützt sich auf das Gesamtvolumen von 1,2 Billionen Euro und 34,39 Millionen Depots. Die Formel zur Berechnung lautet:
Durchschnittliche Depotgröße: Gesamtvolumen / Anzahl der Depots
Diese Zahl liegt nur im Bereich von Aktien und ETFs und schließt andere Anlageklassen aus.
Wenn man das Gesamtvermögen der deutschen Privathaushalte berücksichtigt, das Ende 2024 bei 1,8 Billionen Euro lag, würde die durchschnittliche Depotgröße deutlich höher ausfallen (52.300 €), da institutionelle Depots und nicht berücksichtigte Anlageformen wie Zertifikate und Optionsscheine nicht in die Berechnung einfließen.
Die durchschnittliche Depotgröße hat sich seit 2015 mehr als verdreifacht:
- 2015: 11.200 €
- 2020: 24.500 €
- 2024: 34.900 €
Die Treiber dieser Entwicklung sind unter anderem die Nullzinsphase, die Pandemie-bedingte Erhöhung der Sparquote und die digitale Revolution im Brokerage-Bereich.
Regionale Unterschiede bei der Depotgröße
Es gibt deutliche regionale Unterschiede bei der Depotgröße in Deutschland, was durch wirtschaftliche Faktoren und historische Entwicklungen bedingt ist. Im Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland zeigt sich:
- Bayern: Durchschnittlich zwischen 62.000 € und 70.000 € (2021)
- Hamburg: Vergleichbare Werte wie in Bayern
- Mecklenburg-Vorpommern: Hier liegt die Depotgröße mit 28.000 € bis 32.000 € deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt
Diese Unterschiede lassen sich auf Faktoren wie das durchschnittliche Einkommen (Westmedian: 3.994 € vs. Ostmedian: 3.200 €) und die historisch gewachsene Aktienkultur in Westdeutschland zurückführen.
In Metropolregionen wie Berlin, München und Frankfurt liegen die Depotwerte im Durchschnitt 23 % höher als in ländlichen Gebieten. Das lässt sich durch eine höhere Finanzbildung in urbanen Zentren, eine größere Dichte an Finanzdienstleistern und eine größere Risikobereitschaft der städtischen Anleger erklären.
Welche Rolle spielt das Alter bei der Depotgröße?
Depotgrößen variieren auch stark mit dem Alter. Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittliche Depotgröße je Altersgruppe:
Besonders in der Altersgruppe der 55-65-Jährigen zeigt sich mit 112.400 € ein Spitzenwert, was auf langfristige Buy-and-Hold-Strategien zurückzuführen ist.
Männliche Anleger haben mit 47.200 € deutlich höhere Depotgrößen als Frauen, deren Durchschnitt bei 28.100 € liegt. Gründe hierfür sind unter anderem Einkommensunterschiede, die geringere Risikobereitschaft der Frauen und die Tatsache, dass Männer häufiger kurzfristig handeln.
Portfoliostruktur: Wie investieren die Deutschen?
Die durchschnittliche Depotzusammensetzung privater Anleger zeigt:
- 55 % Einzelaktien
- 37 % ETFs
- 8 % Sonstige (z.B. Derivate, Anleihen)
Bei Großdepots über 100.000 € weicht die Struktur ab:
- 62 % Einzelaktien
- 33 % ETFs
- 5 % Alternative Investments
Aktionärsquote im internationalen Vergleich
Die Zahl der Menschen, die in Aktien investieren, variiert weltweit stark. In den USA besitzen rund 55 % der Erwachsenen Aktien, während in Deutschland nur 17 % der Bevölkerung in Aktien investiert sind. Diese Differenz spiegelt die unterschiedlichen Finanzkulturen, institutionellen Rahmenbedingungen und die Vermögensverteilung in den jeweiligen Ländern wider.
Nordamerika: Vorbild durch institutionelle Verankerung
In den USA liegt der Anteil der Aktienbesitzer bei 55 %. Ein Großteil der Amerikaner investiert über sogenannte 401(k)-Rentenkonten, die Aktienanlagen direkt in die Altersvorsorge integrieren. Kanada folgt mit einer Quote von 49 %. Beide Länder profitieren von tiefen, gut etablierten Finanzmärkten, einer langen Tradition des „Shareholder Capitalism“ und einem einfachen Zugang zu digitalen Brokern, der es den Bürgern erleichtert, in Aktien zu investieren.
Europa: Fragmentiertes Bild mit West-Ost-Gefälle
In Europa sieht das Bild unterschiedlich aus. In Finnland investieren 33 % der Bevölkerung in Aktien, was einen Spitzenwert darstellt. Schweden (22 %) und die Schweiz (20 %) folgen. Deutschland liegt mit 17 % im Mittelfeld. Innerhalb der EU gibt es ein auffälliges West-Ost-Gefälle: In Frankreich investieren nur 15,1 % der Menschen in Aktien, was vor allem an der starken Fokussierung auf Immobilien liegt. In Spanien ist die Zahl mit 33 % überraschend hoch, was durch eine lange Tradition des Investierens in Bankaktien erklärbar ist. In den osteuropäischen Ländern, wie Polen (8 %) und Ungarn (2–3 %), sind die Quoten deutlich niedriger.
Asien: Dynamische Märkte mit Wachstumspotenzial
In Japan liegt die Quote zwischen 15,2 % und 27,7 %, je nach Erhebungsmethode. In China sind es nur 6–7 %, obwohl die Börsenkapitalisierung des Landes mit 11,9 Billionen USD eine der größten weltweit ist. Dies liegt vor allem an der Dominanz staatlicher Unternehmen und der Volatilität des Marktes. In Japan ist die Präferenz für sichere Anlageformen wie Bargeld und Staatsanleihen immer noch stark ausgeprägt.
Schwellenlänger: Geringe Penetration bei hohem Potenzial
In Schwellenländern wie Brasilien (8 %) oder Indien (6–7 %) sind die Quoten trotz wirtschaftlichem Aufschwung niedrig. Gründe hierfür sind die fehlende Infrastruktur, wie die geringe Zahl von Brokern, und kulturelles Misstrauen nach Finanzskandalen. Regulatorische Hürden, wie Kapitalverkehrskontrollen in Südafrika, spielen ebenfalls eine Rolle.