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Wie alt muss ich werden, damit sich die Riester-Rente lohnt?

Ob sich ein Riester-Vertrag lohnt, hängt von Deiner Lebenserwartung ab. Durchschnittlich musst Du rund 78 Jahre alt werden, damit Du mehr herausbekommst, als Du eingezahlt hast. Familien mit Kindern schaffen das oft schon früher, Gutverdiener brauchen meist länger.

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Wer im Alter finanziell gut dastehen will, sollte nicht nur auf die gesetzliche Rente setzen. Eine geförderte Altersvorsorge ist oft ein wichtiger Baustein – zum Beispiel über die betriebliche Altersvorsorge, die Rürup-Rente oder die Riester-Rente.

Riester wurde eingeführt, um die sinkende gesetzliche Rente auszugleichen. Lange war die Förderung beliebt. Doch mit den fallenden Zinsen wurden neue Verträge immer schlechter. Viele Kundinnen und Kunden sind enttäuscht – und zahlen nichts mehr ein. Noch gibt es rund 15,5 Millionen Verträge, aber es werden weniger.

Trotzdem: In bestimmten Fällen kann sich ein Riester-Vertrag auch heute noch lohnen. Ob das bei Dir so ist, wie Riestern funktioniert und worauf Du bei alten Verträgen achten solltest – das erfährst Du in diesem Ratgeber.

Was ist die Riester-Rente?

Die Riester-Rente ist eine geförderte Form der privaten Altersvorsorge. Du zahlst regelmäßig Geld in einen Vertrag ein – zum Beispiel bei einer Versicherung oder einer Bank.

Der Staat gibt etwas dazu: Die Grundzulage beträgt 175 Euro pro Jahr. Hast Du Kinder, bekommst Du noch mehr – für vor 2008 geborene Kinder 185 Euro, für später geborene sogar 300 Euro. Zusätzlich kannst Du Deine Beiträge steuerlich absetzen, bis zu 2.100 Euro im Jahr. Damit senkst Du Deine Steuerlast. In der Rentenzeit bekommst Du dann eine monatliche Auszahlung. 30 Prozent davon darfst Du Dir auf Wunsch zu Beginn als Einmalbetrag auszahlen lassen. Alles, was Du bekommst, musst Du versteuern – allerdings meist mit einem geringeren Steuersatz als im Berufsleben.

Die Beiträge und Zulagen bleiben nicht einfach liegen. Dein Anbieter legt das Geld an. Dafür gibt es unterschiedliche Modelle: Rentenversicherungen, Fondssparpläne oder Wohn-Riester für die Immobilienfinanzierung. Was alle gemeinsam haben: Die sogenannte Beitragsgarantie. Sie sichert Dir zu, dass Du mindestens Deine eingezahlten Beiträge und die staatlichen Zuschüsse wieder herausbekommst.

Die Kehrseite: Viele Anbieter setzen dafür auf sichere, aber renditeschwache Anlagen. Das bremst die Wertentwicklung – und macht viele Riester-Verträge teuer und wenig attraktiv. Gerade in Niedrigzins-Zeiten sind die Chancen auf Plus oft gering.

Wer kann "riestern"?

Du kannst riestern, wenn Du in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst.

Das gilt für die meisten Angestellten, Azubis, Beamte, Soldaten, Richter, Arbeitslose und Studierende. Auch Hausfrauen oder Hausmänner können einen Riester-Vertrag abschließen – vorausgesetzt, der Partner ist ebenfalls dabei. Bist Du selbstständig, kannst Du nur dann riestern, wenn Du Pflichtbeiträge zur Deutschen Rentenversicherung zahlst.

Was ein Riester-Vertrag kostet, hängt davon ab, für welches Produkt Du Dich entscheidest. Klassische Rentenversicherungen verlangen meist hohe Abschluss- und Verwaltungskosten – oft mehrere Hundert oder sogar Tausend Euro. Bei fondsgebundenen Varianten kommen noch laufende Fondskosten hinzu. Günstiger sind Fondssparpläne ohne Abschlusskosten, dafür zahlst Du dort Ausgabeaufschläge und jährliche Verwaltungsgebühren. Wohn-Riester-Verträge funktionieren wie ein Bausparvertrag – auch hier fallen Abschluss- und Verwaltungskosten an. Wichtig ist: Ein Teil Deiner Förderung kann durch diese Kosten wieder aufgefressen werden.

Deshalb lohnt sich ein genauer Blick in die Vertragsdetails – bevor Du unterschreibst.

Wie hoch ist die Riester-Förderung?

Wenn Du einen Riester-Vertrag hast, bekommst Du Geld vom Staat.

Jedes Jahr gibt’s Zuschüsse – die sogenannte Riester-Zulage. Die Grundzulage liegt bei 175 Euro. Für Kinder bekommst Du extra: 300 Euro pro Jahr für jedes Kind, das ab 2008 geboren wurde. Ist Dein Kind älter, sind es 185 Euro. Wichtig: Ein Kind kann nur einem Riester-Vertrag zugeordnet werden – also entweder Deinem oder dem vom anderen Elternteil.

Junge Menschen werden nochmal extra belohnt. Wenn Du den Vertrag vor Deinem 26. Geburtstag abschließt, bekommst Du einmalig 200 Euro obendrauf.

Um die vollen Zulagen zu bekommen, musst Du jedes Jahr mindestens 4 Prozent Deines Bruttogehalts aus dem Vorjahr in den Vertrag einzahlen. Dabei zählen die Zulagen schon mit. Beispiel: Bei 30.000 Euro Jahreseinkommen wären das 1.200 Euro. Bekommst Du die Grundzulage (175 Euro) und zwei Kinderzulagen (600 Euro), fehlen noch 425 Euro – also knapp 35 Euro im Monat.

Zahlst Du weniger ein, gibt’s weniger Förderung. Der Staat zahlt nur anteilig – je nachdem, wie viel Du im Verhältnis zur Pflicht eingezahlt hast. Die Untergrenze liegt aber immer bei 60 Euro im Jahr. Weniger geht nicht.

Wie funktioniert die Steuerersparnis bei der Riester-Rente?

Mit einem Riester-Vertrag kannst Du jedes Jahr bis zu 2.100 Euro als Sonderausgaben von der Steuer absetzen.

Das gilt für Deine Einzahlungen inklusive der staatlichen Zulagen. Der Abzug bringt vor allem etwas, wenn Du gut verdienst. Dann bekommst Du übers Finanzamt oft mehr raus als durch die Zulagen allein.

Das Finanzamt prüft automatisch, was für Dich günstiger ist. Diese Günstigerprüfung funktioniert so: Es vergleicht, wie viel Du durch den Sonderausgabenabzug sparen würdest – und wie viel Du durch die Zulagen bekommst. Den besseren Betrag bekommst Du.

Ein Beispiel: Du zahlst 1.800 Euro selbst ein, bekommst 300 Euro Zulagen – macht zusammen 2.100 Euro. Bei einem Steuersatz von 42 Prozent bekommst Du 882 Euro über die Steuer zurück. Ziehst Du das von Deinen Einzahlungen ab, bleiben nur 918 Euro als echter Aufwand übrig. Effektiv übernimmt der Staat also rund zwei Drittel Deiner Vorsorge – eine Förderquote von fast 66 Prozent.

Das Ganze funktioniert aber nur, wenn Du förderberechtigt bist. Das heißt: Du musst zum Beispiel in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen oder Arbeitslosengeld I bekommen. Die Daten meldet Dein Anbieter automatisch an die zentrale Stelle. Hast Du mal die Zulagen nicht beantragt, bekommst Du den Abzug trotzdem – das Finanzamt tut so, als wären sie beantragt worden.

Im Alter zahlst Du Steuern – aber weniger

Die Riester-Rente musst Du später versteuern. Das nennt sich nachgelagerte Besteuerung.

Klingt erstmal nach Nachteil, kann sich aber lohnen. Denn wenn Du im Ruhestand weniger Einkommen hast, ist auch Dein Steuersatz niedriger. Ein Beitrag, auf den Du heute 42 Prozent Steuern sparst, wird im Alter vielleicht nur mit 25 Prozent versteuert. Für viele lohnt sich dieser Effekt – besonders bei hohem Einkommen. Das Bundesfinanzministerium rechnet für 2025 mit einer durchschnittlichen Nettorendite von 2,1 bis 2,8 Prozent nach Steuern und Inflation – bei Standardverträgen.

Wichtig: Du musst Deinen Vertrag in der Steuererklärung eintragen – in der Anlage AV. Die relevanten Zeilen reichen von 5 bis 14. Ehepaare müssen das jeweils separat machen.

Was Du außerdem wissen solltest:

  • Der Abzug gilt nur bis zur Bestandskraft des Steuerbescheids. Nachträglich kannst Du ihn nicht mehr beantragen.
  • Beiträge zu einer betrieblichen Altersvorsorge wie Direktversicherungen brauchen keine Riester-Zertifizierung – sie werden anders gefördert.
  • Für Kinder bekommst Du zusätzlich Zulagen. Diese erhöhen indirekt auch Deine Steuerersparnis.

Wenn Du alles richtig machst und den Höchstbetrag ausschöpfst, holst Du das Maximum raus. Besonders lohnenswert ist das für Familien mit Kindern und Gutverdienende in Hochsteuerphasen.

Wie alt muss man werden, damit sich die Riester-Rente lohnt?

Ob sich die Riester-Rente für Dich auszahlt, hängt vor allem von einem Punkt ab: Deinem Alter bei Rentenbeginn – und wie lange Du danach noch lebst.

Laut Berechnungen des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung liegt das sogenannte Break-Even-Alter bei rund 78 Jahren. Erst ab diesem Alter hast Du durch die monatliche Rente mehr herausbekommen, als Du selbst eingezahlt hast.

Die Rechnung geht dabei so: Wer mit 64 oder 65 Jahren in Rente geht, braucht etwa 14 Jahre, bis die Auszahlungen die eigenen Beiträge übersteigen. Im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung – rund 86 Jahre bei Männern und 89 bei Frauen – bleiben im Schnitt also etwa zehn Jahre, in denen sich der Vertrag finanziell auszahlt.

Förderung und Vertrag entscheiden über die Rendite

Wie früh sich Dein Riester-Vertrag rechnet, hängt von mehreren Faktoren ab. Besonders günstig ist Riester für Menschen mit geringem Einkommen und für Familien mit Kindern. Denn hier kommt ein großer Teil der späteren Rente aus den staatlichen Zulagen. Schon ab 60 Euro Jahresbeitrag gibt es die volle Förderung.

Weniger gut schneidet Riester für Gutverdiener ab. Der Grund: Bei niedrigen Zinsen hängt die Rente stärker vom eigenen Kapital ab – und das wächst in klassischen Riester-Verträgen oft nur langsam. Auch die Kostenstruktur spielt eine Rolle. Manche Anbieter arbeiten mit hohen Abschluss- und Verwaltungskosten. Dadurch kann sich das Break-Even-Alter weiter nach hinten verschieben.

Unterm Strich zeigt sich: Wer lange lebt und eine gute Förderung bekommt, ist klar im Vorteil. Bei einer durchschnittlichen Nettorendite von zuletzt 2,5 bis 3,4 Prozent ist Riester nach wie vor konkurrenzfähig – vor allem im Vergleich zu anderen sicheren Anlagen.

Beispiel: Ab wann lohnt sich die Riester-Rente wirklich?

Ob sich ein Riester-Vertrag für Dich rechnet, hängt vor allem davon ab, wie lange Du lebst. Denn: In der Regel dauert es einige Jahre, bis Du aus den Auszahlungen mehr bekommst, als Du selbst eingezahlt hast. Diesen Punkt nennt man Break-Even. Erst danach „verdienst“ Du mit der Riester-Rente.

Laut dem Institut für Vorsorge und Finanzplanung liegt der durchschnittliche Break-Even bei etwa 78 Jahren. Wer also mit 64 oder 65 Jahren in Rente geht, muss rund 13 bis 14 Jahre leben, um zumindest seine Eigenbeiträge und Zulagen wieder rauszuhaben.

Ein einfaches Beispiel zeigt, wie das in Zahlen aussieht:

Jahr Eingezahltes Kapital Staatliche Zulagen Summe Beiträge Ausgezahlte Jahresrente Aufsummierte Rente
bis 64 30.000 € 7.000 € 37.000 € - -
mit 65 - - - 2.640 € 2.640 €
mit 70 - - - 2.640 € 15.840 €
mit 75 - - - 2.640 € 29.040 €
mit 77 - - - 2.640 € 34.320 €
mit 78 - - - 2.640 € 36.960 €
mit 79 - - - 2.640 € 39.600 €

In diesem Beispiel hast Du bis zur Rente insgesamt 30.000 Euro selbst eingezahlt und 7.000 Euro an staatlicher Förderung erhalten. Macht zusammen 37.000 Euro. Bei einer Monatsrente von 220 Euro (entspricht 2.640 Euro pro Jahr) erreichst Du den Break-Even mit etwa 78 Jahren. Alles, was danach kommt, ist Gewinn.

Wichtig dabei: Die tatsächliche Rentabilität hängt stark von der Förderung, den Kosten des Vertrags, der Rendite und der Lebenserwartung ab. Geringverdiener und Familien mit Kindern erreichen den Break-Even deutlich früher – oft schon in den späten 60ern oder frühen 70ern. Wer dagegen hohe Beiträge leistet, aber wenig Förderung bekommt, braucht in manchen Fällen sogar ein Alter von über 85 Jahren, um in die Gewinnzone zu kommen.

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FAQ

Wann rentiert sich eine Riester-Rente?

Autorenbox

Sie ist Gründerin von beatvest. Als sie vor einigen Jahren zu Investieren begonnen hatte, fiel ihr persönlich das Problem der Finanzmärkte auf. Das Wissen ist wild verteilt und überwältigend. Man macht sich bei der Auswahl der richtigen Investmentprodukte sorgen und braucht lange bis man Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Doch so muss es nicht sein.

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